ZWÖLF
Mit dieser Methode wirst du nie Erfolg haben. Du gehst das vollkommen falsch an.«
Wir standen direkt vor der Seifenblase …
Nein, stimmt nicht ganz.
In Wahrheit stand Prinz Kanta vor der Seifenblase, während ich mich dagegenpresste und mit all meiner – unbestreitbar armseligen – Kraft gegen die glatte, glänzende Außenhaut boxte und trat.
Ich warf ihm einen Blick über die Schulter zu, ohne mir die Mühe zu machen, meinen Zorn zu verbergen. »Ach, ja? Warum kommst du nicht her und hilfst mir, anstatt mir nur dabei zuzusehen, wie ich kläglich versage? Warum zeigst du mir nicht, wie es geht, wenn du doch so schlau bist?«
Aber der Prinz machte keine Anstalten, mir zu helfen. Er blieb einfach stehen, wo er war. Ohne sich zu bewegen oder auch nur mit der Wimper zu zucken. Tatsächlich stand er so bewegungslos und ernst da, dass ich mich fragte, ob er mich überhaupt gehört hatte, obwohl ich laut gebrüllt hatte.
Ich wollte gerade erneut auf die Kugel einschlagen, als er sagte: »Mit Widerstand wirst du niemals siegen, Riley. In diesem Fall erzeugt Widerstand nur weiteren Widerstand, wie meistens. Oder, in anderen Worten, das, wogegen du Widerstand leistest, wird Bestand haben. Akzeptanz ist der einzige Weg.«
Ach du meine Güte.
Ich verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Jetzt war ich so wütend, dass es mir gleichgültig war, ob er das sah.
Was mich betraf, war das alles nur Psychogeschwätz, auf das noch mehr verrücktes Geschwafel folgen würde. Und das brachte mich kein Stück weiter. Aus welchem Grund auch immer hatte er beschlossen, mich abzulenken, mich wütend zu machen und in erster Linie meine Zeit zu verschwenden. Und noch einmal – ich war der Meinung, dass jetzt eine gewisse Grenze erreicht war.
Ich warf ihm einen Blick zu, bei dem es mich nicht im Geringsten gewundert hätte, wenn große Rauchwolken aus meiner Nase und meinen Ohren geschossen wären. Meine Stimme klang unwirsch und gereizt, und ich gab mir keine Mühe, gute Manieren zu zeigen oder Höflichkeiten auszutauschen. »Hör zu, du meinst es wahrscheinlich gut, vielleicht auch nicht, das weißt nur du. Wie auch immer, ich glaube, du solltest wissen, dass ich genug von diesen verrückten philosophischen Rätseln habe, von denen ich bezweifele, dass du selbst sie verstehst. Also entweder hilfst du mir, in diese Seifenblase hineinzukommen, damit ich meine Freunde befreien kann, oder …«
Unsere Blicke trafen sich.
»Oder du … tust es eben nicht.« Ich zuckte die Schultern. Mir war klar, dass sich diese Drohung recht armselig anhörte, aber in diesem Moment war das das Beste, was ich tun konnte. »Ich habe keine Zeit zu verlieren, also wenn du nichts dagegen hast …«
Ich wandte mich der Seifenblase zu, hob eine Faust über meinen Kopf und wollte sie gerade nach unten sausen lassen, als der Prinz meine Hand mitten in der Bewegung abfing und festhielt.
Seine Finger schlangen sich um mein Handgelenk, während er mich unverwandt ansah. Dann löste er langsam meine Finger, einen nach dem anderen. Er streckte sie und bog sie gerade, während er meine Handfläche nach unten drückte und sie sanft auf die Seifenblase drückte, bis sie glatt auf der Oberfläche lag. Seine Miene war gelassen, seine Augen wirkten freundlich und schienen mich sanft auf eine Weise zu liebkosen, die eine wohltuende Welle der Gelassenheit über mich gleiten ließ.
»Psst …« Er sah mich an. »Du musst ganz still sein, ruhig und friedlich. Du musst die Situation akzeptieren, in der du dich jetzt befindest. Dieses Kämpfen und der Widerstand machen alles nur noch schlimmer. Rebecca blüht bei Zorn auf. Er ist der Brennstoff, der sie antreibt. Und du, Miss Riley Bloom, hilfst ihr dabei.« Er hielt einen Moment inne, lang genug, um sich sicher zu sein, dass ich ihm zuhörte, bevor er fortfuhr. »Deine Freunde sind gefangen, darum kommen wir nicht herum. Aber anstatt dagegen anzukämpfen, musst du zuerst lernen, das zu akzeptieren. Erst dann wird sich ein Pfad in deinen Gedanken zeigen, der dich zu einer Lösung führen wird.«
Ich sah ihm direkt in diese ausdrucksvollen, mysteriösen Augen, und mir lag auf der Zunge: »Was?«
Ich setzte an und wollte sagen: Bist du verrückt geworden? Warum sollte ich etwas so Schreckliches akzeptieren, wenn ich alles tun muss, um das zu ändern?
Aber bevor ich auch nur ein Wort davon äußern konnte, passierte etwas sehr Merkwürdiges.
Die spiegelnde Oberfläche der Kugel begann, unter meinen Fingern weicher zu werden und ein kleines bisschen nachzugeben.
Ich schaute Prinz Kanta an. Meine Augen weiteten sich. Er nickte nur, legte seine Finger auf seine Lippen und bedeutete mir, meine andere Hand danebenzulegen.
Das tat ich dann auch.
Und das Gleiche geschah noch einmal.
Die Oberfläche gab nach. »Anstatt gegen die Seifenblase anzukämpfen, musst du lernen, sie zu akzeptieren. « Er stellte sich direkt neben mich und presste seine Hände genau wie ich auf die Oberfläche. »Kennst du das Stärke-und-Wasser-Experiment?«
Ich sah ihn an und stieß mit kreischender Stimme hervor: »Der Teig!« Mir kam sofort der Tag im Sommercamp in Erinnerung, an dem unsere Betreuer uns in kleine Gruppen aufteilten und dann jedem von uns eine Schüssel mit Maismehl und Wasser reichten, das sie gemischt hatten. Ich konnte mich noch daran erinnern, wie verblüfft ich war, als sie uns dazu aufforderten, eine Faust zu machen und so fest, wie wir nur konnten, hineinzuschlagen, und ich feststellte, dass meine Faust zurückfederte. Es war unmöglich mit der Hand durch die Masse zu dringen – zumindest nicht mit Gewalt. »Wenn du versuchst, dir mit Gewalt einen Weg durch die Masse zu bahnen, indem du auf sie einschlägst oder darauf boxt, funktioniert es nicht. Die Masse … fängt das ab.« Plötzlich begriff ich, was er mir die ganze Zeit hatte sagen wollen. »Aber wenn du langsam und behutsam darauf drückst …«
»Dann sinken deine Finger tief hinein.« Er nickte, und an seiner Miene war abzulesen, wie sehr er sich freute, dass ich es endlich verstanden hatte. Aber er verweigerte mir immer noch ein Lächeln. »Also musst du diese Seifenblase ansehen, als sei sie …«
»Wie dieser Teig.« Ich nickte.
»Du musst akzeptieren, dass deine Freunde sich in ihr befinden, dass Rebecca sehr zornig ist und alles tun wird, was in ihrer Macht steht, um gegen dich zu arbeiten, dass all das deine gegenwärtige Realität ist, und dass du, sobald du sie als solche akzeptiert hast, weitermachen kannst, ohne etwas zu erzwingen.« Er hielt inne und vergewisserte sich, dass ich ihn verstanden hatte. Und ich kann glücklicherweise sagen, dass ich das tatsächlich tat.
»Es gibt viele Gefangene da drinnen, viele andere, denen du nie zuvor begegnet bist, die aber trotzdem deine Hilfe brauchen. Ich habe davon geträumt, dass einmal die Glühenden hier eintreffen würden, und jetzt, da du hier bist, bin ich erleichtert.«
Er sprach weiter, aber ich hörte nicht mehr zu. Ich konnte nur noch an das denken, was er über »die Glühenden« gesagt hatte.
Mein Glühen war vielleicht noch nicht richtig ausgeprägt – es war nur ein schwacher grüner Schimmer, wie Bodhi mir erklärt hatte –, aber nichtsdestotrotz war es da.
So leuchtend, dass es Prinz Kanta aufgefallen war.
Und strahlend genug, um ihn glauben zu lassen, dass es ihm helfen könnte.
»Sobald wir dort drin sind, um ihnen zu helfen und sie zu befreien, müssen wir ihre Geschichten erfahren, die sie dort gefangen halten, damit wir sie auf mitfühlende Weise von ihrer Vergangenheit loslösen können.«
Ich schaute ihn an. Obwohl er eindeutig ein komischer Vogel war, irgendwie ein schräger Typ, war ich froh, ihn an meiner Seite zu haben, denn ich war mir ziemlich sicher, dass ich noch nicht dafür gerüstet war, diese Aufgabe allein zu bewältigen.
Ich sah zu, wie er seinen ganzen Körper, einschließlich seiner Nase und seines Gesichts, flach gegen die Blase presste. Dann bedeutete er mir mit einem kurzen Winken, es ihm gleichzutun.
Und nachdem ich mich genauso platziert hatte wie er, schlossen wir die Augen, verschmolzen mit der Oberfläche und befanden uns kurz darauf im Inneren.