Kapitel 4
Der Termin für mein Tattoo war gesetzt. In zwei Tagen konnte ich zum Stechen kommen. Der Kerl hatte sogar noch meinen Bruder und das Tattoo in Erinnerung. Bald schon würde ich etwas haben, was meine Mom, Thomas und mich verband und dazu auch noch extrem cool aussah. Papa hatte die Unterschrift bereits getätigt und jetzt gab es kein Zurück mehr.
Endlich wieder zu Hause, fuhr ich meinen Laptop hoch und startete meinen Internetbrowser. Normalerweise ging ich erst einmal eine Liste von Bloggs durch, um mich über Neuigkeiten zu informieren. Heute hatte ich aber ein anderes Ziel. Mein Handy hatte mir mitgeteilt, dass ich eine Nachricht von Ilian hatte, war aber zu stur, mir sie dann auch anzuzeigen.
Hey …
Nicht mehr, nicht weniger. Was wollte er mir damit sagen?
Hallo Ilian,
wie geht es deiner Mutter?
Musste die ganze Zeit an euch denken.
Lissy
Bevor ich einen weiteren Tab öffnen konnte, um meine übliche Runde im Web zu drehen, hatte ich seine Antwort.
Außer Lebensgefahr, aber sie ist ziemlich schwer verletzt und wurde in ein künstliches Koma versetzt.
Lissy, ich habe Angst.
Was sollte ich sagen? Ich meine, … wir waren ja keine Freunde oder so etwas, oder? Bei meinen Freunden hätte ich gewusst, was ich tun sollte … zu ihnen gehen und für sie da sein. Aber bei Ilian? Das ging nicht so einfach.
Ruf Arva an und bitte sie, zu dir zu kommen.
Er ließ sich einige Minuten Zeit mit seiner Antwort. Minuten, in denen ich verschwitzte Hände bekam und mein Herz mindestens hundert Saltos gemacht hatte.
Hättest du Zeit? Nur eine Stunde?
Du meintest vorhin … sonst würde ich nicht fragen!
Ich starrte die Nachricht mit offenem Mund an, als ein Zusatz folgte.
Vergiss es Lissy … du hast Recht, ich sollte Arva anrufen.
Mein Antwort kam intuitiv und wie aus der Pistole geschossen.
Ich komme.
Danke, Lissy.
Danke.
Oh mein Gott, was tat ich da nur? Aber hätte ich meine Worte als inhaltslos und falsch dastehen lassen sollen? Nein, wenn man Hilfe anbietet, dann sollte man sie auch gewähren. Alles andere wäre Betrug der übelsten Art.
Ich packte mir schnell mein altersschwaches Handy, meine Hausschlüssel und mein Portemonnaie. Nachdem ich Carmen erzählt hatte was passiert war, schnappte sie sich ihre Autoschlüssel und fuhr mich direkt bis in den Innenhof der Balaurs. Natürlich stieg Carmen aus – sie wollte es sich nicht entgehen lassen, Ilian mit eigenen Augen zu sehen. Peinlich! Sind Mütter immer so? Falls ja, war es vielleicht ganz gut, dass meine Mutter anderes wichtiger gefunden hatte als mich (Achtung, schwarzer Humor!).
»Danke Carmen«, sagte ich und sah sehnsüchtig zu dem alten Käfer, der hier im Innenhof richtig schön zur Geltung kam. Irgendwie passte er hier rein. Eine Tür öffnete sich und Felicia kam heraus. Na toll, ausgerechnet mein größter Fan unter den Balaurs.
»Ilian!«, rief sie nach innen. »Lissy ist da!«
Ich fühlte mich vollkommen fehl am Platz, als sie mich genervt anstarrte, also drehte ich mich noch einmal zu Carmen um. »Danke fürs Fahren, ab jetzt komme ich auch alleine zurecht.«
Carmens Augen weiteten sich und ein verträumtes Lächeln zierte plötzlich ihr Gesicht.
»Lissy«, hauchte mir die wärmste Stimme, die ich kannte, in den Nacken. Ich drehte mich herum und da stand Ilian. Schön wie ein junger Gott und mit den atemberaubendsten, braunen Augen der Welt. Ich wollte gerade in ihnen versinken, als Ilian seine Arme öffnete und …
... mich in den Himmel zog.
Einfach so, als sei es das normalste der Welt, fügt sich mein Körper in seine Umarmung. Ich schloss die Augen und krallte meine Finger beinahe in seinen Rücken. MEHR, MEHR, MEHR, schrie alles in mir. Liebevoll strich er meine Haare glatt und verbarg sein Gesicht darin. Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter und roch den Duft seiner Haut. Er war verschwitzt und hatte anscheinend gerade für seine jüngeren Geschwister gekocht. Ich hatte noch nie etwas Besseres gerochen!
»Danke«, flüsterte er schließlich in meine Haare. Panik durchkroch mich – ich würde ihn wieder loslassen müssen. Mein ganzer Körper summte und brummte, kribbelte und rebellierte … jubelte und weinte … und verzehrte sich auf eine Art nach Ilian, die bis an die Schmerzgrenze ging. Meine Haut prickelte, als sei ich ein Brausestäbchen, das man in Wasser geschmissen hatte. In warmes, nach Familie und Vertrautheit duftendes Wasser.
Ich wollte, dass dieser Moment nie endet.
Dann räusperte sich meine Stiefmutter. Ilian ließ mich los, sah mir jedoch noch für ein Sekunde tief in die Augen, bevor er sich Carmen zuwandte.
»Ilian«, fand ich räuspernd meine Sprache wieder. »Das ist meine Stiefmutter Carmen Wessel-Schmidt.«
Ilian ging hinüber und reichte ihr die Hand. Mensch … Carmen schien ja richtig hin und weg zu sein, so selig grinste sie. Aber konnte ich es ihr verübeln?
»Hallo Ilian«, sagte sie schließlich und ließ seine Hand wieder los. »Na dann«, sie sah zu mir, » Lissy, du kannst mich gerne anrufen, wenn du abgeholt werden möchtest.« Lächelnd, aber den Blick auf Ilian geheftet, kletterte sie in ihren Käfer und stieß sich dabei den Kopf an. Wurde sie rot? Mannomann,… meine Stiefmutter konnte ganz schön schrullig sein!
Ilian und ich sahen ihr nach, wie sie wendete und den Innenhof verließ. Ich wischte mir die verschwitzten Hände an der Jeans ab. Und jetzt? Was sollte ich sagen?
»Gehen wir rein?«, fragte er und tauchte mich mit seinem Blick wieder in ein wohlig warmes, kribbelndes Gefühl.
»Ja«, krächzte ich aufgeregt und räusperte mich dann. Er führte mich wieder durch die mit Büchern vollgestellte Diele, doch dieses Mal bogen wir in die andere Richtung ab und betraten eine große Wohnküche. Auf der rechten Seite erstreckte sich eine lange Küchenzeile. Davor stand ein großer Esstisch an dem wohl die ganze Familie Balaur und sogar der ein oder andere Gast einen Platz fand. Links war eine große Glasfront, durch die man den Garten, einen Sandkasten und herumliegendes Spielzeug erkennen konnte. Eine kleine Polstergarnitur stand davor und zu der führte Ilian mich hin. Erst als wir näher kamen, erkannte ich, dass Rorans kleiner Körper langgestreckt darauf lag. Ein Spucktuch diente als Schmusetier. Er wirkte satt und zufrieden, wie er da so lag und mit einem ulkigen Gesichtsausdruck vor sich hinträumte.
»Hast du keine Angst, dass er runter plumpst?«, fragte ich erschrocken.
Ilian lachte. »Er kann sich doch noch gar nicht drehen!«
»Und wenn er es plötzlich lernt?«
»Das würde mich wundern.« Ilian setzte sich neben ihn deutete auf die Couch gegenüber. Ich setzte mich hin und sah zu Roran.
»Er ist ein ganz Fauler, der bekommt kaum den Kopf gehoben, so schnell dreht er sich nicht.«
»Wie alt ist er?« War seine Mutter nicht schon wieder schwanger? Herrje, ob sie es überhaupt noch war – nach dem Unfall?
»Drei Monate.«
»Der ist so winzig!« Nicht dass ich Ahnung von Babys hatte … ne, mir waren sprechende Kinder lieber.
»Er ist ein Frühchen«, erklärte Ilian und sah mir dann tief in die Augen. Offensichtlich hatten wir genug Smalltalk betrieben. »Danke, Lissy.«
»Kein Ding«, murmelte ich und nahm mir ein Herz, »auch wenn ich nicht wirklich weiß, wie ausgerechnet ICH dir helfen kann? Ich meine«, ich sah ihn entschuldigend an, »nimm es mir nicht übel, aber bis vor kurzem hast du nicht mal Hallo zu mir gesagt?!«
Ilian sah verlegen zur Seite und rieb sich nervös die Hände. Er suchte verzweifelt nach einer Antwort, als ein Mädchen mit dunkelblondem, gelocktem Haar hereinkam. Sie war ein wenig jünger als ich, aber viel konnte es nicht sein.
»Lissy, das ist meine Schwester Mayla. Mayla, das ist Lissy!«, stellte Ilian uns vor. Mayla wirkte bedrückt. Kein Wunder, ihre Mutter hatte heute einen schweren Autounfall gehabt. Sie kam auf uns zu und gab mir die Hand.
»Hi, du bist also Prinzessin Lissy?« Sie setzte sich auf die Kante der Couch, auf der ich saß, und nahm einen Schluck Wasser aus einem Glas, das sie in der Hand hielt.
»Prinzessin?«, fragte ich.
»Pippa«, begann Ilian, »sie meint, ich hätte dich wie eine Prinz seine Prinzessin getragen, als du ohnmächtig gewesen bist.«
OH MEIN GOTT, das war mir noch nie in den Kopf gekommen! Scheiße, der arme Ilian!
»Oh je, hast du dir keinen Leistenbruch zugezogen?«, fragte ich mit erstaunt aufgerissenen Augen.
Ilian lachte verlegen. »Nein, alles okay.«
Na danke, ein Gentleman hätte jetzt gesagt: Aber warum denn? Du bist doch leicht wie eine Feder! Arsch …
»Lässt du unseren Gast absichtlich verdursten?«, fragte Mayla und sah ihren Bruder böse an.
»Oh!«, sagte Ilian und war schon aufgesprungen. Herrje, war er nervös? Er war ja ein richtiges Nervenwrack!
»Schon gut, ich bin groß. Ich kann mich melden, wenn ich Durst habe«, beruhigte ich ihn.
»Möchtest du etwas trinken?«, fragte er und ich sah Unruhe in seine sonst so ruhigen, braunen Augen einkehren.
»Nein, Ilian. Alles cool. Setz' dich, ich habe Angst, du kippst mir gleich um – und ich bin nicht so stark!«
Er setzte sich wieder hin. Zum Glück!
»Felicia ist am Rumstänkern«, teilte Mayla ihrem Bruder mit, der augenblicklich todmüde wirkte. »Ich habe sie und Milan vor den Fernseher gesetzt. Sie meinte zwar, dass sie sich keine Babysachen mit ansehen will, aber da habe ich sie daran erinnert, dass Milan nur vier Jahre jünger ist als sie.«
»Danke, Mayla.« Ilian rieb sich über das Gesicht.
»Hat Papa gesagt, ob er sich heute noch mal meldet?« Maylas Stimme klang plötzlich ganz dünn und verletzlich. Ilian sah zu ihr auf und ich konnte die Angst in seinen Augen vor einer Heulattacke seiner Schwester sehen.
»Nur wenn es irgendwelche Neuigkeiten gibt.«
»Sind Pippa und Nino bei ihm im Krankenhaus?«, fragte ich mit belegter Stimme.
Ilian nickte. »Ja, Papa bleibt bei ihnen und Mayla und ich versuchen so lange den Laden zu schmeißen.«
»Ich wünschte, Dean wäre da«, seufzte Mayla und ich konnte sehen, wie dieser Kommentar Ilian ein wenig kränkte.
»Er ist in Flitterwochen geflogen«, erklärte er mir das Fehlen seines großen Bruders. Herrliche Flitterwochen. Hoffentlich verschwiegen sie ihm, was passiert war. Zumindest, solange es nicht schlechter wurde.
»Das ist doch alles scheiße«, presste Mayla plötzlich wütend hervor und rannte aus dem Zimmer.
»Mayla!« Ilian war wieder aufgesprungen und wollte schon hinterher, doch Roran wurde wach.
»Geh ihr nach«, sagte ich, »ich mache das schon.« Haha, altes Großmaul, Lissy.
»Danke.« Damit rannte er seiner Schwester nach und ich ging herüber zu Roran, der leise, quengelnde Geräusche von sich gab. Oh Scheiße, und jetzt? Wieso brachte ich mich immer in so bescheuerte Situationen?
»Hallo, du kleines Ding«, flötete ich in einem Alles-ist-gut-Baby-Ton. »Wie nimmt man dich hoch?« Ich zog vorsichtig an einem Arm, aber das sah eher danach aus, als würde ich ihm eben diesen dabei auskugeln und gleichzeitig sein Genick brechen. Der ließ sich hängen wie ein nasser Sack!
»Hast du keinen Schnuller?« Ich sah mich um, nirgendwo einer zu sehen. Herrlich. Roran öffnete seine Augen. Braun wie die von Ilian. Er war zuckersüß, aber er stank. Pfui! Und als ob er es geahnt hätte, pupste er volle Möhre in seine Windel. Ich schwöre, das war so laut, das hätte auch ein Erwachsener gewesen sein können. Ich wollte gerade in Panik geraten, als Ilian zurückkam.
»Mein Held!«, raunte ich und er blieb kurz verwirrt stehen. »Der Kleine hat glaube ich eine Überraschung in seiner Windel.«
Dann lachte Ilian, fast schon erleichtert, und kam zu Roran und mir. Ich sah mir ganz genau an, wie er den Kleinen hochhob (nur für den Fall). Hände unter den Rücken, Daumen auf die Brust, auf die Seite drehen und …
»Der Kopf!«, rief ich, doch der Kleine hielt ihn merkwürdigerweise. Bei mir war der weggekippt.
»Was?«, fragte Ilian verwirrt. Ich staunte, das Baby hielt den Kopf in der seitlichen Position. Ilian legte Roran an seine Brust.
»Schon gut, ich dachte nur – wegen dem Kopf.« Ich machte mich hier gerade zum Affen. Ilian hatte sechs jüngere Geschwister. Mit Sicherheit wusste er, was er da tat.
»Kommst du mit?«, fragte er mit einem Lächeln auf den Lippen. »Oder möchtest du lieber hier, in Sicherheit, bleiben?« Er roch am Po seines Bruders und hustete mit gerümpfter Nase.
»Verführerisches Angebot, Ilian«, gurrte ich gespielt lasziv und schob dann ganz sachlich hinterher: »Aber ich warte lieber.«
Ilian wirkte unheimlich gestresst, als er mich um Entschuldigung für sein erneutes Verschwinden bat. Auch meine Versicherung, dass es in Ordnung sei, schien ihn nicht zu beruhigen. Nachdem er weg war, stand ich auf und ging im Raum umher. Hier und da hing ein Bild an den Wänden. Die meisten waren Kinderbilder, doch bei der Ähnlichkeit der Balaurs, war es schwer zu sagen, welcher der brünetten, braunäugigen Jungs Ilian war. Ich zuckte zusammen, als plötzlich irgendwo im Haus eine Tür knallte. Dann Geschrei in der mir fremden Sprache. Ich glaubte Felicia zu erkennen und Mayla antwortete ihr in der gleichen Tonlage.
»Geht’s noch?«, mischte sich Ilian mit ein. Der Unfall der Mutter und das Fehlen des Vaters und der beiden Kleinsten hatte diese Familie ganz schön aus dem Gleichgewicht gebracht. Ich fühlte mich wie ein störender Fremdkörper. Ilian kam mit dem frisch gewickelten und auch umgezogenen Roran zurück in die Küche. Er legte den nun zufrieden am Schnuller saugenden Kleinen auf eine Spieldecke und drückte ihm eine Kette aus bunten Holzringen in die winzigen Hände. Roran machte sich daran sie durch die Gegend zu schleudern.
»Lissy, ich …«
»Soll ich gehen?«, unterbrach ich ihn und sah zur Tür heraus, wo immer noch Lärm von den beiden Balaur-Mädels herkam.
»Nein«, sagte Ilian schnell, »bitte … ich …«
Mayla und Felicia entschieden sich, ihren Streit in die Küche zu tragen. Ilian schloss die Augen und legte eine Hand flach auf seine Stirn. Ich hatte keine Ahnung, worüber sie stritten, aber es war Felicia bitterernst, denn sie stand bereits in Tränen.
»Dann geh!«, schrie Ilian plötzlich und es wurde still.
»Toll hinbekommen«, keifte Mayla Felicia an und deutete auf Ilian. Offensichtlich war es nicht so leicht, Ilian wütend zu machen. Mayla wollte zur Tür herausstürmen, doch da stand ein kleiner Junge, Grundschule, vielleicht so acht oder neun Jahre.
»Komm, Milan!«, rief sie und zog den Kleinen an sich. Als ich wieder zu Ilian sah, stand er mit dem Mobilteil des Telefons vor Felicia.
»Hier, ruf Arva an und frag, ob du kommen darfst!«
Felicia riss ihm das Telefon aus der Hand und tippte eine Nummer ein. Sie sprach weiterhin in der fremden Sprache, legte dann mit einem zufriedenen Lächeln auf und sagte etwas zu Ilian, das ziemlich gemein klang. Damit verschwand sie. Offensichtlich waren die beiden Familien miteinander befreundet, wenn sie so einfach dort übernachten durfte. Na toll. Ein Grund mehr, auf Arva neidisch zu sein.
»Vergiss deine Zahnbürste nicht«, rief er ihr noch in einem gespielt zuckersüßen Tonfall nach. Er brauchte einen Moment, dann sah er mich an. »Wir sind sonst nicht so, wirklich.«
»Ilian«, sagte ich mit beruhigender Stimme, »ich hatte nicht erwartet, dass hier Partystimmung herrscht. Eure Mutter liegt im Koma. Natürlich dampft hier die Kacke und Roran hat das sogar wörtlich genommen!«
Wir sahen beide zu dem Baby und Ilian lachte leise.
»Du brauchst dich weder entschuldigen noch rechtfertigen.«
Er seufzte.
»Ich würde nur gerne wissen, wieso ich hier bin und wie ich helfen kann?!« War der Zeitpunkt falsch gewählt? Ilian war gestresst bis in die Zehenspitzen, aber hey, wir waren nicht befreundet, also war es doch nur in Ordnung, dass ich fragte, oder?
»ICH GEHE JETZT«, rief Felicia, bevor die Haustür ins Schloss krachte. Ilian schloss beim Knall kurz die Augen.
»Auf Wiedersehen!«, rief er ihr noch nach, doch das hörte sie mit Sicherheit nicht mehr. Mayla steckte ihren Kopf rein.
»Ich gehe mit Milan ein wenig nach draußen«, sagte sie. »Er schläft heute Nacht bei mir. Er ist ein wenig verstört wegen Mamas … Unfall. Kommst du mit Roran alleine klar?« Wieso betonte Mayla das Wort Unfall so merkwürdig?
»Natürlich«, Ilians Stimme war ganz sanft geworden. »Vielen Dank, Mayla!«
Sie lächelte zuerst ihn und dann mich an. »Versuch ihn was abzulenken, ja?« Damit verschwand sie und Ilian und ich waren wieder alleine. Na ja, außer Roran, aber der schlug immer noch mit der hölzernen Kette aus bunten Ringen um sich.
»Ich schulde dir noch eine Antwort, ich weiß.« Ilian fuhr sich durch die Haare. »Können wir zuerst in mein Zimmer gehen?«
Ich nickte und wartete, bis Ilian Roran hochgenommen hatte und ging ihm dann hinterher.
In seinem Zimmer herrschte dasselbe Chaos wie vor einigen Tagen. Er legte seinen kleinen Bruder, der noch immer die Holzkringel umklammerte, so auf sein Kissen, dass er leicht aufrecht lag und uns sehen konnte.
»Entschuldige das Chaos«, seufzte er und bot mir an, mich auf sein Bett zu setzen. Na hallo, dem kam ich doch gerne nach.
»Hast du es mal mit Aufräumen probiert?«, fragte ich und musste eine Boxershorts anstarren, die über dem Aquarium lag. Ilians Unterhose … rrrrr!
»Ich weiß nicht, Aufräumen ist bei mir, als würde ich Tetris spielen.« Häh? »Wenn ich alles ordentlich stapele, verschwindet immer alles.«
»Du hast sie nicht mehr alle«, gluckste ich lachend. Ich rutschte höher und setzte mich neben Roran, dessen braune Augen mich abwartend ansahen. Mensch, war der Nucki nicht viel zu groß? Der deckte ja das halbe Gesicht ab!
»Was ist das denn bitte für ein Schnuller? Man sieht das Kind ja gar nicht mehr.«
»Ich glaube der ist von Pippa«, seufzte Ilian. »Ich weiß nicht, wo die kleinen hingekommen sind, aber es scheint ihn nicht weiter zu stören.«
Ich sah Roran an und zog ihm vorsichtig den Nucki aus dem Mund. »Wooohaahahaa Roran, wo steckst du das hin?«
Das Baby saugte den Nucki wieder fest an und ich stupste liebevoll gegen seine Seite.
»Alter, kannst du mir mal einen Tipp geben, wie du es schaffst, so ein Gerät im Mund zu händeln, ohne zu Würgen?«
Roran gab gurgelnde Geräusche von sich.
»Aaah Gaumentraining, ich verstehe.« Ich sah wieder zu Ilian, der mich mit einem eigenartigen Ausdruck im Gesicht anstarrte. Als er meinen Blick bemerkte, weckte er sich selbst aus einem Tagtraum. So sah es jedenfalls aus.
»Also Zuckerpopo, warum bin ich da?« Ich legte die Beine hoch und machte es mir neben meinem neuen Kumpel Roran Balaur gemütlich. Ilian runzelte die Stirn.
»Du hast mich gerade nicht Zuckerpopo genannt, oder?«
»Nein, wieso? Hast du das gehört?«, fragte ich ernst. Oh Mann, jetzt war er noch verwirrter als vorher. Ich griff über das Baby und klopfte auf sein Bett.
»Komm, leg dich mal hier hin und atme durch.«
Tat er aber nicht, stattdessen begann er im Zimmer herumzulaufen. »Ich weiß auch nicht, warum ich dich gebeten habe herzukommen, Lissy«, begann er. »Ich habe instinktiv gehandelt und … ich weiß auch nicht … ich wollte … ich will dich bei mir haben.«
Äääääääh!? »Verzeih mir, Ilian, aber was ist mit Arva?«
Endlich setzte er sich auf das Bett, wenn auch nicht neben Roran, aber immerhin ans Fußende. »Ich weiß zurzeit keine Antwort auf diese Frage.« Er atmete tief durch und musterte sein Aquarium. »Ich weiß nur eins: Wenn ich irgendwo ein Liebeslied höre, würde ich am liebsten kotzen.«
Ooookay?! »Wer macht Milda eigentlich die Nägel?«
Ilian wirkte irritiert und von meinem schnellen Themenwechsel, aber ich wollte nichts von seinem Liebeskummer hören. Das tat weh.
»Ich glaube, Arva.«
Na toll!
»Wieso?«
»Weil sie die geilsten Nägel der Welt hat«, erklärte ich und sah noch einmal zu dem Bild von Ilian und Arva an der Wand. Autsch, autsch, autsch.
»Frauen«, brummte Ilian immer noch verwirrt von meiner Nägelfrage. Aber da fiel mir noch etwas anderes ein.
»Audrina ist echt merkwürdig. Wie sie dich angemacht hat, als dein Vater dir Roran gebracht hat«, grübelte ich laut vor mich hin.
»Lass uns nicht darüber reden, ja?« Seine Stimme klang so flehend, dass ich das Thema entgegen meiner Gewohnheiten fallen ließ. Oh Mann, in Ilians Nähe war ich wirklich nicht ich selbst.
»Also«, sagte ich schließlich und klatschte mir mit den Händen auf die Oberschenkel, »wie kann ich dir helfen? Soll ich dich ablenken?« Ooooh, und mir würden da schon eine Menge Dinge einfallen. Die Unterhose inspirierte mich geradezu. Das Telefon kam Ilian zuvor.
»Deine Hose klingelt!«, teilte ich ihm mit. Offensichtlich hatte er sich das Mobilteil in die Gesäßtasche gesteckt. Mit einem nervösen Lächeln holte er es vor.
»Mein Vater«, brachte er zittrig hervor. »Ja?«
Ich sah zu Roran, während Ilian sprach, und sah in die kleinen braunen Augen. Es war fast so, als wollte er mir etwas erzählen, so begann er mit einem Mal hinter seinem Nucki zu brummeln.
»Wie kann man nur so klein sein?«, fragte ich ihn und schnappte mir seine kleinen Füße in dem weichen Strampler. »Irgendwie seid ihr Babys ja schon süß.«
Ilian wechselte in die fremde Sprache.
»Was sagt dein Bruder da?«
Roran spuckte den Nucki aus und begann seine Faust abzulutschen.
»Er hat Hunger«, sagte Ilian und deutete zur Tür. Ich nickte und sah ihm nach, wie er im Flur verschwand. Mannnno, heißer Arsch! Das war so gemein, ich hasste Arva.
Ilian kam fünf Minuten später mit einer Flasche in der Hand zurück. Er schüttelte sie und drückte sie mir in die Hand. »Würdest du?« Das Telefon immer noch am Ohr sah er zu Roran und ich nickte unsicher. Ich konnte ja nicht viel falsch machen, oder? Ich nahm ihm die Flasche ab.
»Ist warm genug«, sagte Ilian noch, bevor er wieder in die fremde Sprache wechselte. Irgendwie klang es osteuropäisch, aber dann auch wieder eher nordisch. Seltsam.
»Happi-Happi, Roran«, trällerte ich und schob dem Baby vorsichtig den Sauger der Flasche in den Mund. Genüsslich begann er zu trinken. Puuuh! Ilian legte auf.
»Und?«, fragte ich neugierig.
Er sah unendlich erleichtert aus. »Die Ärzte sind ganz baff«, erzählte er, »Mama heilt übernatürlich … äh, übermenschlich … nein, auch nicht das richtige Wort, … überdurchschnittlich, ja, das ist richtig, … also, sie heilt überdurchschnittlich schnell und sie glauben, dass sie sie schon bald aus dem künstlichen Koma wecken können.«
»Das freut mich«, sagte ich und meinte es aus vollem Herzen.
Ilian lächelte erleichtert. »Pippa und Nino halten Papa ordentlich auf Trab.«
»Das lenkt ihn ab, das ist gut.« Ich sah zu Roran, der kräftig an der Flasche zog. Moment mal … »Wieso ist das so braun?«
»Äähh, das ist Muttermilch mit einem Medikament vom Kinderarzt. Gegen Blähungen.«
Na, damit hatte der Kleine aber doch gar keine Probleme, so wie das eben in der Windel gedonnert hatte. Na ja, ich hatte halt keine Ahnung von Babys.
»Das färbt die Milch so kakaobraun.«
»Ilian Balaur, das ist kein Kakao, oder?« Ich sah ihn gespielt böse an. Er schüttelte den Kopf und setzte sich ganz nah neben mich. Sein Blick traf auf meinen und ich hätte fast die Flasche fallen lassen.
Dann ging alles ganz schnell, aber dennoch schien es für mich in Zeitlupe zu laufen. Ilian beugte sich vor, der Duft seines Aftershaves streichelte meine Nase, seine Lider senkten sich zu einem verträumten Blick, sein Mund öffnete sich sanft und steuerte geradewegs auf meinen zu. Mein Herz setzte erst aus, dann überschlug es sich und dann sah ich Arva vor mir und wich aus. Mein Hals wurde trocken. Ich sah weg und traute mich nicht, in Ilians Augen zu sehen. Meine Lippen schimpften mich einen Verräter, mein Kopf war stolz auf mich, aber mein Herz blutete Sturzbäche, direkt aus meiner Brust heraus in meine Hände.
Oh nein, das war gerade nicht passiert.
»Lissy?« Ilians Stimme kam leise und raunend.
»Ich kann nicht«, sagte ich und schluckte einen dicken Kloß im Hals herunter. »Arva.«
Seine warme Hand griff an meine Wange und hob mein Gesicht so an, dass ich ihn ansehen musste. Ich konnte nicht anders, als Rorans Flasche loszulassen und meine Hände über Ilians zu legen. Er fühlte sich so gut an. Seine Haut ließ meine prickeln und sich lebendig fühlen. Ich wollte ihn küssen, mehr als alles andere. Ihn probieren … nur ein Mal.
Nein, Arva! »Ich muss gehen, Ilian«, sagte ich und sprang auf. Ein Blick auf Roran verriet mir, dass er eingeschlafen war. Doch sein großer Bruder war hellwach.
»Lissy, warte«, sagte er, als ich schon bei der Tür angekommen war. Er packte mich am Arm und drehte mich zu sich herum. Ehe ich mich versah, drückte er mich mit seinem Körper gegen das Holz der Zimmertür. Seine braunen Augen sahen auf mich herunter, als er mit einem Finger unter meinem Kinn meinen Mund an seinen führte.
Eine Explosion in meinem Bauch.
Warme, sanfte Lippen auf meinen.
Ein Kitzeln von Bartstoppeln …
Hände, die sich von meinem Hals hoch in meine Haare arbeiteten.
Scheiß auf Arva!
Ich zog ihn noch näher an mich heran und schmeckte plötzlich einen Hauch von Rauch in seinem Mund – rauchte Ilian? Das war mir nie aufgefallen. Es war aber nicht unangenehm, im Gegenteil, es war aromatisch und anregend.
Dann plötzlich schienen seine Hände auf meiner Haut zu brennen. Zuerst dachte ich, es sei Einbildung, dann wurde es aber immer heißer. Gott, versengten da gerade meine Haare?
Urplötzlich wich er von mir zurück und drehte sich um. Moment mal … seine Haut hatte irgendwie grau ausgehen!
»Ist dir schlecht?«, fragte ich, wild atmend und mit schnell pochendem Herzen. Mein ganzer Körper zitterte vor Erregung und Entzug.
»Bitte geh jetzt, Lissy«, knurrte er in einer ungewöhnlich tiefen Tonlage. Es machte mir Angst und ich ergriff die Flucht.
***
Liebes Tagebuch,
es ist grausam.
Ich kann nicht mehr. Es tut so weh …
Ich setze alles aufs Spiel … die Sicherheit meiner Familie … nur für sie.
Das Feuer brennt.
Verbrennt.
I.
***
Ich zitterte am ganzen Körper.
Ich hatte schon Jungs geküsst – es war immer irgendwie schön gewesen. Aber das … ich hatte Gänsehaut.
Das hätte nicht passieren dürfen.
Mir war schlecht.
»Willst du nicht essen, Schatz?«, fragte mein Vater.
Ich schüttelte den Kopf.
»Irgendwie siehst du nicht gut aus. Hat dieser Illidingsda dir wehgetan?«
Ich schüttelte wieder den Kopf.
»Wirst du krank?«
»Nein Papa, ich habe einfach keinen Hunger«, sagte ich und sah Carmen um Hilfe flehend an, doch die war gerade zu sehr damit beschäftigt, ihr Fleisch von Fett zu befreien.
»Uns hat man früher immer gepredigt, dass wir aufessen sollen, sonst scheint die Sonne nicht!«
»Na toll«, raunte ich gelangweilt. »Und was haben wir davon? Dicke Kinder und Treibhauseffekt.«
»Du hast das Mundwerk deiner Mutter«, brummte mein Vater, lachte aber leise vor sich hin.
»Aber sie hat Recht«, kam mir Carmen gedankenverloren zu Hilfe. »Wenn sie keinen Hunger hat, sollte sie auch nicht essen müssen.«
»Dann geh nach oben, Lissy«, entließ mich endlich mein Vater. Ich sah ihn dankbar an und nahm die Beine in die Hand.
Ich rief sofort Conny an.
»Also«, sagte ich zu Conny, nachdem ich eine Runde durch das Fitnessstudio gedreht hatte. »Die gute Nachricht ist: Wir sind die Geilsten hier.«
»Wuuuuuhuuuu!«, jubelte meine beste Freundin, während ich auf ein Fahrrad kletterte.
»Die schlechte ist, er ist nicht da.« Ich hatte ihr alles erzählt. Sie war der Meinung, dass ich mit Ilian persönlich darüber reden sollte. Über den Kuss und seine Motivation dazu. Also hatten wir es einfach mal im Fitnessstudio probiert.
»Hätte ich mir aber auch denken können, er muss bestimmt auf Roran aufpassen.«
»Hätte ja sein können, dass er ihn einfach mit hier hingenommen hat.« Enttäuschung klang aus ihrer Stimme.
»Na ja, machen wir das Beste draus«, sagte ich und hätte fast angefangen zu heulen. Alles in mir zitterte immer noch, hungerte nach Ilians Nähe. Und dann gingen mir diese merkwürdigen Dinge nicht mehr aus dem Kopf. Seine plötzlich so heißen Hände, die merkwürdige Hautfarbe. Ich habe schon einige Menschen kurz vor dem Kotzen gesehen. Die waren weiß, nicht bläulich-grau. Da fielen mir auch wieder seine merkwürdigen Augen in der Kantine ein, als er mit Roran im Kindersitz weggegangen war.
Ich schüttelte meinen Kopf. Ich hatte anscheinend zu viel Supernatural geguckt. Kennt ihr? Sam und Dean Winchester (oder wie ich sie nenne: Geil und Geiler) gegen das Böse. Jammi, wer es nicht kennt: Nachholen, zack, zack!
»Du Lissy, willst du auch treten oder das Fahrrad als Stuhl missbrauchen?«, holte mich Conny aus den Gedanken.
»Nein, Ilian ist kein Dämon«, quasselte ich laut vor mich hin.
»Was?«
»Nichts, bin nur kurz im Kopf woanders gewesen.« Ich trat ein paar Mal in die Pedale, seufzte dann erschöpft und sah zu Conny. »Ich möchte ein Eis. Ein großes. Meloneneis.«
»Hat Ilian dich mit einem Kuss geschwängert?«, gluckste Conny und ich schlug liebevoll nach ihr. Sie grinste und selbst der Leberfleck auf ihrer Wange wirkte belustigt.
»Dann würde ich aber …«
»Lissy!«, unterbrach mich Conny zischend. Ich sah in die Richtung, in die sie starrte. Arva. Na geil. GENAU die wollte ich jetzt sehen. Hatte ich doch vor wenigen Stunden noch ihren Freund geküsst … aber Moment mal: Wieso sollte ICH deswegen ein schlechtes Gewissen haben? Ich war frei wie ein Vogel und ER hatte angefangen. Nicht ich.
Trotzdem. Ich hatte den Schwestern-Kodex verletzt, der besagt, dass man als Frau einfach keinen Kerl einer anderen Frau knutscht oder knallt. Auch wenn man die Konkurrentin nicht leiden kann.
Arva erkannte uns und hob lächelnd die Hand.
»Scheiße, die kommt doch jetzt nicht zu uns, oder?«, flüsterte ich zu Conny herübergelehnt.
»Ich fürchte doch«, presste diese durch ihre Zähne und lächelte tapfer weiter.
»Hallo ihr zwei«, trällerte Arva. Conny und ich begnügten uns mit einem kurzen gemurmelten Gruß. Scheiße man, mein Gewissen biss mich gerade fest in den Nacken.
»Na ihr seid ja fleißig.« Was sollte das denn heißen? Arva setzte sich auf das Fahrrad neben mir. »Übrigens, sorry für Felicias Verhalten.« Sie lachte vor sich hin »Die Pubertät ist nicht leicht.« Woher wusste sie?
»Ich habe es ihr nicht als negativ angerechnet«, erklärte ich. »Ich war in der Zeit, als meine Mutter so krank war, auch nicht einfach für meine Mitmenschen.« Oh nein, das war echt übel gewesen. Ich bin sogar mit einem Kerl im Bett gelandet! Arva sah mich mit ernsten Augen an, doch irgendetwas blitzte hinter der Maske der Freundlichkeit – eine Warnung.
»Für sie gibt es nichts Schöneres, als mich und Ilian zusammen zu sehen. Dass ich mich ausgerechnet jetzt mit ihm streite, macht sie fertig.«
Ich spürte Connys Reaktion, ohne dass ich sie sehen musste, denn mich durchfuhr das Gleiche. Ich stand vom Fahrrad auf, meine beste Freundin zog nach.
»Tja, ist auch ein scheiß Moment für Zickereien, wo er doch zu Hause vor Angst und Arbeit mit seinen Geschwistern am Absaufen ist.« Damit drehte ich mich um und ging. Ich rannte fast.
***
Liebes Tagebuch,
wenn ich ihr doch nur die Wahrheit über mich und Arva erzählen könnte.
Ich brauche meine Mutter. Sie ist die Einzige, die Bescheid weiß. Sie versteht mich … die anderen sehen nur die Bedrohung. Selbst Arva … sie ist deshalb wütend auf mich.
Ich wünschte, ich hätte den Mut, Lissy alles zu sagen.
Ich sehe in ihrem Gesicht, wie sie sich Arva unterlegen fühlt, und das tut mir in der Seele weh.
Die Hitze in mir lässt langsam etwas nach und meine Gedanken ordnen sich wieder. Seiryū hat sich eingelebt und wir sind verschmolzen. Ich habe Angst vor der nächsten Verwandlung, aber alle sagen mir, dass sie bei weitem nicht mehr so schlimm wird.
Egal … ich kann eh nur an ihren Kuss denken.
Mein Bett und Rorans Strampler riechen nach ihrem Parfum.
Ich sollte meinen Kopf für wichtigere Dinge freihalten, aber ich kann nicht. Nicht so lange meine Nase noch ihren Duft wittert und meine Lippen noch nach ihren schmecken.
Ich hoffe nur, sie hat Seiryū nicht entdeckt.
I.