25. KAPITEL
S abin drückte seine Faust in Gwens Mund, und ihre Zähne versanken tief in seiner Vene. Diese weichen Lippen zu spüren … dieses heiße Saugen … Er war so hart, dass er sich bemühen musste, still sitzen zu bleiben. Er fütterte Gwen jetzt zum zweiten Mal, und sie erholte sich gut. Sie hatte sich strikt geweigert, von seinem Hals zu trinken, obwohl sie dann mehr Blut bekommen und sich noch schneller erholt hätte. Schlimmer noch, sie weigerte sich, mit ihm zu sprechen.
Deshalb sprach er für sie beide. Er erzählte ihr, dass die Kinder, die sie eingefangen hatte, immer noch in Gefangenschaft saßen, es ihnen jedoch gut ging. Er sagte ihr, dass ihre Schwestern vor ungefähr einer Stunde aus dem Kerker entkommen und wieder ins Nachbarzimmer eingezogen waren. Obwohl sie unheimlich wütend sein mussten, waren sie seltsam ruhig gewesen.
Genauso wie Zweifel.
Er hatte ja gewusst, dass sich der Dämon vor den Harpyien fürchtete. Er hatte gewusst, dass sich der kleine Schisser in die hinterste Ecke seines Geistes verkroch, wenn Gwen wild wurde. Doch nun blieb sein Freundfeind auch ruhig, obwohl sie nicht wild war. Es hatte fast den Anschein, als würde Zweifel, nun ja, an sich und seiner Fähigkeit, sie in einen Willenskampf zu verwickeln, zweifeln. Ausgleichende Gerechtigkeit, wenn man Sabin fragte.
Natürlich wandte sich der Dämon jedes Mal gegen Sabin, sobald er sich von Gwen entfernte, und er suchte auch nach wie vor ständig nach anderen Opfern. Doch Gwen belästigte er nicht mehr, und er wagte es auch nicht, irgendetwas über sie zu sagen. Nicht nachdem sie diese Jäger zerfetzt hatte … Der Dämon unterließ seit Neuestem auch den Versuch, Sabin davon zu überzeugen, dass er sie nicht haben konnte, so sehr fürchtete er sich davor, Gwen zu verstimmen.
Allerdings wäre ein kleiner Wutausbruch ihrerseits nicht das Schlechteste gewesen. Alles wäre besser gewesen als dieses eisige Schweigen.
Sabin seufzte. Er wäre so gern in ein Flugzeug gesprungen, um nach den vermissten Kriegern zu suchen. Doch zuerst musste er sich von dem gestrigen Kampf erholen. Er und die anderen wären im Augenblick niemandem eine Hilfe. Außerdem konnte er seine Truppe nicht noch mehr aufteilen. In Buda waren immer noch Jäger, und um diese Jäger mussten sie sich kümmern, ehe die Festung fiel oder die Frauen verletzt wurden.
Am Morgen hatte Torin einen der neuen Gefangenen an einen Peilsender gekoppelt und ihn dann „versehentlich“ entkommen lassen. Seitdem folgte er vom Computer aus jeder seiner Bewegungen und wartete darauf, dass der Bastard die Krieger zu ihrem Versteck führte.
Doch zu warten war schwierig. Er hatte versucht, die Harpyien zu überreden, nach Chicago zu gehen, hatte ihnen sogar ein Vermögen versprochen, doch sie hatten ihm die Tür vor der Nase zugeknallt. Er wusste, dass sie kein Geld wollten. Sie wollten, dass er Gwen befahl zu packen. Das, jedoch, konnte er nicht.
Er liebte sie. Noch mehr als zuvor.
Er liebte sie mehr als seinen Krieg, mehr als seinen Hass auf die Jäger. Sie war Galens Tochter – na und? Sabin trug den Dämon des Zweifels in sich und war nun wirklich nicht in der Position zu richten. Gwen würde ihrem Vater nicht helfen. Nein. Das wusste Sabin in seinem tiefsten Innern. Und, ja, er wusste auch, dass Gwen die Chance auf eine Beziehung zu ihrem Vater aufgäbe, um mit ihm zusammen zu sein. Deshalb musste er sie unbedingt davon überzeugen, dass er jetzt ihre Familie war.
Sie war die Nummer eins in seinem Leben. Er hätte sie nicht einsperren dürfen. Er hätte ihr vertrauen und erlauben sollen zu kämpfen. Zum Teufel, er hätte ohne sie verloren – und er würde lieber verlieren, als je wieder ohne sie zu sein.
Der Druck ihres Mundes wurde schwächer, und dann ließ sie von ihm ab. Er saß auf einem Lehnstuhl, den er in sein Zimmer gestellt hatte. Denn Gwen hatte sich nicht nur geweigert, von seinem Hals, sondern auch im Bett von ihm zu trinken. Sie saß ihm gegenüber auf einem anderen Lehnstuhl, den er besorgt hatte, weil sie sich auch nicht auf seinen Schoß hatte setzen wollen.
Ihre Lippen waren tiefrot und verschwollen, als hätte sie jemanden geküsst. „Danke“, murmelte sie.
„Danke“ – das war das erste Wort aus ihrem Mund, seit sie am Morgen erwacht war. Er schloss die Augen und lächelte, als er ihre wunderschöne Stimme hörte. „War mir ein Vergnügen.“
„Das glaube ich“, erwiderte sie trocken.
Langsam öffnete er die Augen. Anders als zuvor hatte sie sich nicht aufs Bett gefläzt, sondern saß mit kerzengeradem Rücken auf ihrem Stuhl und blickte entschlossen knapp an ihm vorbei. Er bekam Angst. Wozu genau war sie so fest entschlossen? Ihn zu verlassen? Immer noch?
„Wie geht es Aeron und Paris?“, erkundigte sie sich.
Sie musste sich wohl erst an das Thema herantasten. „Sie erholen sich allmählich, wie wir anderen auch. Dank dir.“
„Dank William. Ich hätte mich übernommen und wäre nicht mehr in der Lage gewesen …“
„Deinetwegen“, unterbrach er sie. „Du hast mehr getan und härter gekämpft, als ich es je bei irgendjemandem anders gesehen habe. Und du hattest keinen Grund, es zu tun, dafür aber allen Grund, es zu lassen. Und trotzdem hast du uns alle gerettet. Dafür werde ich dir niemals genug danken können.“
„Ich will deine Dankbarkeit nicht“, erwiderte sie, und ihre Wangen begannen zu glühen. Weder vor Verlegenheit noch vor Verlangen. Sondern vor … Wut? Warum hätte seine Dankbarkeit sie wütend machen sollen? Gwen atmete zittrig aus, was sie zu beruhigen schien. „Ich bin geheilt, meine Kräfte sind fast vollständig zurückgekehrt.“
„Ja.“
„Was bedeutet … dass ich gehe.“ Ihre Stimme brach am Ende.
Nun war es so weit. Er hatte es kommen sehen und war dennoch erschüttert von ihren Worten. Du kannst nicht gehen, hätte er am liebsten gerufen. Du gehörst zu mir. Jetzt und für alle Zeit. Doch wer, wenn nicht er, kannte die Konsequenzen, die es hatte, wenn man solch einen wilden Soldaten kontrollieren wollte? „Warum?“ Das war alles, was er herausbrachte.
Mit einer hastigen Bewegung strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Du weißt, warum.“
„Sprich es aus. Bitte.“
Endlich sah sie ihm in die Augen. In den Tiefen ihres Blicks knisterten Flammen. „Du willst es hören? Na schön. Du hast meine Schwäche gegen mich benutzt, gegen meine Geheimnisse. Du hast meine Schwestern verletzt und mich gezwungen, ihnen wehzutun und sie einzusperren, um dich zu retten. Du hast mir nicht vertraut und wärst deswegen beinah gestorben.“ Sie sprang mit geballten Fäusten auf. „Du wärst fast gestorben!“
Aha, der Gedanke an seinen Tod machte sie besonders wütend. Sie hatte es zweimal gesagt. Hoffnung flackerte in ihm auf, und Sabin sprang auf und warf sie aufs Bett, bevor sie auch nur mit der Wimper zucken konnte. Als die Matratze sie nach oben federte, drückte Sabin sie mit seinem Körpergewicht wieder herunter.
Statt sich zu wehren, sah sie ihn einfach nur an. „Ich könnte dir in den Hals beißen.“
„Ich weiß.“ Doch die Wahrheit war, dass sie in dieser Position verletzlich war. Sie konnte ihre Flügel nicht bewegen, und das raubte ihr die Kräfte. Das war die Schwäche, die er schon einmal ausgenutzt hatte. Diesen Fehler würde er kein zweites Mal machen. Sabin drehte sich schwungvoll auf den Rücken, sodass Gwen auf ihm saß. „Ich dachte, es wäre zu deinem Besten. Ich wollte nicht, dass du kämpfst und verletzt wirst. Ich wollte nicht, dass du gegen deinen eigenen Vater antreten musst.“
„Das zu entscheiden, stand dir nicht zu.“
„Ich weiß“, wiederholte er. „Und um ehrlich zu sein, habe ich es für mich getan. Ich musste wissen, dass du in Sicherheit bist. Das war dumm von mir. Dumm und falsch. Ich werde dich nie wieder zurücklassen. Du kannst besser kämpfen, als ich es jemals konnte.“
Sie rutschte ein Stück höher und setzte sich direkt auf seine pochende Erektion. Er stöhnte und packte ihre Hüfte, damit sie still saß.
„Ich kann dir nicht mehr vertrauen“, sagte sie.
„Doch. Du kannst mir vertrauen. Mehr als jeder andere.“
„Lügner!“ Sie schlug ihm so hart ins Gesicht, als wollte sie ihm die Knochen brechen. Seine Wange schien vor Schmerz zu explodieren, aber er gab weder einen Laut von sich, noch rächte er sich oder ließ Gwen los. Er sah sie einfach nur lange an, bereit für alles, was sie tun würde. Er hatte es verdient. Er hätte sogar zugelassen, dass sie ihm die Haut abzog, wenn das die Dinge zwischen ihnen geklärt hätte. „Ich stelle allesinfrage, was du sagst. Das habe ich nicht einmal getan, als dein Dämon bei jeder Gelegenheit in meinem Kopf herumgespukt ist. Außerdem werde ich nie mehr glauben, dass du mir vertraust. Nach allem, was du getan hast …“
„Ich habe auch meine Schwächen.“ Die Worte kamen ihm so verzweifelt über die Lippen, dass sie schwieg. „Du hast mir deine Geheimnisse verraten. Jetzt möchte ich dir meine verraten. Um dir zu beweisen, dass ich dir vertraue und ich dich nie wieder zurücklassen werde.“ Ohne ihr die Möglichkeit zu geben, etwas zu erwidern, fuhr er fort: „Während ich die Götter beschützt habe, habe ich ein Auge verloren. Zeus gab mir ein neues. Ich kann längst nicht so gut in der Ferne sehen wie die anderen Krieger.“
Während er sprach, entspannten sich ihre Schultern ein wenig. Sie griff in sein Hemd, verknautschte den Stoff und hob ihn von seinem Bauch. Seine Hoffnung wuchs. „Du könntest lügen.“
„Ich habe es dir doch schon einmal gesagt: Ich kann nicht lügen. Ich werde ohnmächtig, wenn ich es versuche. Das ist Teil meines Fluchs – und eine weitere Schwäche.“
„Du hast gesagt, du würdest meine Geheimnisse nicht gegen mich benutzen. Das war eine Lüge, und du bist nicht ohnmächtig geworden.“
„Zu dem Zeitpunkt habe ich es ehrlich gemeint.“
Sie schwieg.
„Ich halte beim Kämpfen zwei Dolche in den Händen, weil ich dazu neige, meinen Gegner zu packen, wenn eine Hand frei ist. Auf diese Art habe ich schon mehr Finger verloren, als ich zählen kann. Wenn du mir ein Messer abnimmst, kannst du mich spielend leicht besiegen.“ Das alles hatte er noch niemandem erzählt. Selbst seinen Männern nicht, auch wenn sie es über die Jahrhunderte vermutlich gemerkt hatten. Dennoch, er war überrascht, wie einfach – und gut – es war, diese Dinge mit ihr zu teilen.
„Ich … ich glaube, das ist mir aufgefallen.“ Ihr Ton war jetzt sanfter, weicher. „Während des Trainings.“
Ermutigt fuhr er fort: „Jeder ist irgendwo besonders sensibel. Jeder hat eine Schwachstelle, eine Achillesferse. Bei mir ist es das linke Knie. Beim leichtesten Druck gehe ich zu Boden. Deshalb kämpfe ich mit halb abgewandtem Körper.“
Sie blinzelte, als würde sie ihre Trainingseinheiten im Geiste noch einmal durchleben und versuchen, die Wahrheit aus seiner Behauptung herauszufiltern. Einige Minuten verstrichen, ohne dass jemand sprach. Sabin konzentrierte sich darauf, tief und gleichmäßig zu atmen und ihren Geruch tief in sich aufzunehmen.
„Aber um ehrlich zu sein, habe ich eine Schwäche, die mich mehr als alle anderen umbringt, jetzt und für alle Zeit – das bist du.“ Seine Stimme wurde heiser und bedächtig. „Wenn du immer noch gehen willst, dann geh. Aber sei dir bewusst, dass ich mit dir kommen werde. Wenn du versuchst, mich abzuschütteln, werde ich erst recht nach dir suchen. Wohin du auch gehst, ich werde dir folgen. Falls du dich zum Bleiben entscheidest und von mir verlangst, dass ich aufhöre zu kämpfen, werde ich nie wieder gegen die Jäger kämpfen. Du bist wichtiger. Ich würde lieber sterben, als ohne dich zu leben, Gwendolyn.“
Sie schüttelte den Kopf, und Sabin sah ihr an, dass in ihr Zweifel und Hoffnung rangen. „Mein Vater …“
„Spielt keine Rolle.“
„Aber … aber …“
„Ich liebe dich, Gwen.“ Mehr, als er jemals eine andere geliebt hatte. Sogar mehr, als er sich selbst liebte. Und er hatte wirklich eine Menge für sich übrig – meistens jedenfalls. „Ich hätte nie gedacht, dass ich Galen jemals für irgendetwas dankbar sein würde, aber ich bin es. Ich könnte ihm beinah all seine Fehler vergeben, weil er dich in die Welt gesetzt hat.“
Sie befeuchtete sich die Lippen und zögerte noch immer, seine Behauptungen zu glauben. „Aber andere Frauen …“
„Führen mich nicht mal in Versuchung. Ich bin dein Gemahl. Es gibt nichts, was mich dazu brächte, mich einer anderen zuzuwenden. Niemals. Nicht mal, wenn ich dadurch einen Kampf gewinnen würde. Ich würde lieber eine Schlacht verlieren, als dich zu verlieren. Du bist mein Ein und Alles. Dir wehzutun zerstört mich. Das weiß ich jetzt.“
„Ich möchte dir ja glauben. Ehrlich.“ Ihr Blick fiel auf seine Brust, auf die Stelle, auf der ihre Finger lagen. Diese Finger lockerten ihren Griff und zeichneten verschnörkelte Linien. „Ich habe Angst.“
„Gib mir Zeit. Lass es mich dir beweisen. Bitte. Ich verdiene zwar keine zweite Chance, aber ich bin geneigt, darum zu betteln. Alles, wonach du dich sehnst, alles, was du …“
„Wonach ich mich sehne, bist du.“ Sie sah ihm tief in die Augen. Ihre Pupillen fraßen die Iris auf. „Du bist hier, und du lebst, und das ist anscheinend alles, was für mich im Augenblick zählt. Ich will dich.“ Sie zerriss sein Hemd, beugte sich zu ihm hinunter und saugte im nächsten Moment an einer seiner Brustwarzen. „Ich weiß nicht, wie die Zukunft aussieht, aber ich weiß, dass ich dich brauche. Zeig mir, was ich dir glauben soll. Zeig mir, dass du mich liebst.“
Sabin wühlte mit der Hand in ihrem Haar, und er drehte Gwen wieder auf den Rücken. Ein Gefühl der Freude durchfuhr ihn. Freude und Schrecken, Liebe und weißglühendes Verlangen. Sie hatte ihm zwar keine ewig währende Liebe geschworen, aber das hier täte es auch. Vorerst.
Er zerrte an ihrer Kleidung, dann an seiner. Schon bald waren sie beide nackt, und er spürte sie an seiner erhitzten Haut. Glücklich atmete er ein. Sie stöhnte, und ihre Fingernägel drückten in seine Schultern.
Sabin folgte einem Pfad aus Küssen zu ihrem Busen, fuhr mit der Zunge über ihre Brustwarzen, streichelte ihre Brüste und setzte seinen Weg fort, indem er seine Spur aus Küssen tiefer zog. Mit der Zunge liebkoste er ihren Bauchnabel, sie erzitterte und hob sich ihm entgegen.
„Pack das Kopfende“, befahl er.
„W-was?“
„Kopfende. Halt es fest. Und nicht loslassen.“
Sie sah ihn irritiert an, während sie unablässig den Duft des Verlangens verströmte. Sie war verloren im Glück, ertrank darin, doch schließlich gehorchte sie ihm. Sie bog den Rücken noch stärker durch, ihre Brüste ragten nun hoch, und ihre Brustwarzen standen wie kleine harte Perlen ab.
„Leg deine Beine auf meine Schultern“, sagte er heiser, während er an ihrem Körper entlang höherstrich, um eine dieser hübschen Brustwarzen mit seinen Fingern zu reizen.
Dieses Mal folgte sie seiner Anweisung, ohne zu zögern. Sie keuchte und versuchte sich an ihm zu reiben. Als er ihre Fersen an seinem Rücken spürte, teilte er die feuchten Lippen, die das neue Zentrum seiner Welt beschützten, und senkte den Kopf, um davon zu kosten.
Ihr Geschmack berauschte ihn. Machte ihn süchtig. Voll und süß, genauso perfekt, wie er ihn in Erinnerung gehabt hatte. Er umkreiste ihre Klitoris und reizte sie, während er mit zwei Fingern in Gwen eindrang. Ihr Schrei hallte von den Zimmerwänden wider.
„Ich kann nicht glauben, dass ich dir auch nur für eine Sekunde widerstanden habe.“
„Mehr.“
„Habe ich dir schon gesagt, wie schön du bist? Wie sehr ich dich liebe?“
„Mehr!“
Er lachte leise. Er verwöhnte sie weiter mit der Zunge und hörte nicht auf, seine Finger zu bewegen. Sie hob den Kopf und ließ ihn wieder fallen, rotblonde Locken flogen in alle Richtungen, immer stärker presste sie sich an ihn.
„Mehr“, rief sie im Takt seiner Bewegungen. „Mehr, mehr, mehr.“
Als er einen dritten Finger ins Spiel brachte, spannte sie die Muskeln so fest an, dass sie ihn in sich einschloss. Er saugte fester … länger … und reizte sie bis zum Höhepunkt.
Erst als sie seinen Namen rief, erst als sie schlaff auf die Matratze fiel, ließ er von ihr ab. Er glitt an ihrem Körper empor, wobei er den dringenden Wunsch verspürte, endlich in sie einzudringen und ihre kleine, enge Scheide zu spüren. Doch er gewährte es sich nicht. Noch nicht.
Sie öffnete die Augen. Ihre Iris leuchtete bernsteinfarben, als sie ihn ansah. Mit den weißen Zähnen biss sie sich auf die Unterlippe.
„Ich werde dir nie wieder wehtun“, schwor er und drehte sie dann auf den Bauch. „Lass es mich dir beweisen.“
Sie keuchte und versuchte instinktiv, sich zurückzudrehen, um ihn abzuschütteln, doch er legte seine Brust auf ihren Rücken und unterband damit das wilde Flattern ihrer Flügel. Dann lag sie still. Hab keine Angst vor mir, mein Schatz. Er legte seine Hände flach auf ihre und fuhr mit seinem Penis zwischen ihren Pobacken entlang, wobei er ihre Beine mit seinen Knien zusammendrückte. Er keuchte, und sein Atem traf auf ihre Schultern.
„Ich schulde diesen kostbaren Flügeln eine angemessene Entschuldigung“, sagte er und hob den Oberkörper leicht. „Erlaubst du mir, sie zu berühren?“
Zum Glück versuchte sie nicht noch einmal, ihn abzuwerfen. Dafür hörte sie auf zu atmen. Er konnte förmlich hören, wie es ihr den Atem verschlug. Unfähig zu sprechen, nickte sie bloß.
„Mach, dass sie stillstehen“, bat er. „Bitte.“
Allmählich beruhigten sie sich.
Zentimeter für Zentimeter bedeckte er die filigranen Flügel mit Küssen. Sie waren weich wie Seide und fühlten sich kühl an – der perfekte Kontrast zu seiner Hitze. Er war überrascht, als er keine Federn entdeckte, nicht mal einen Flaum. Die Flügel waren fast transparent, und blaue Venen zogen sich wie ein Geflecht glasklarer Flüsse von oben nach unten.
In diesem Moment hasste er sich für das, was er ihr angetan hatte. Wie hatte er diese wunderschönen Flügel nur zusammenbinden können? Wenn auch nur für einen Moment?
„Es tut mir leid“, sagte er. „Es tut mir so leid. Das hätte ich nicht tun dürfen. Dafür gibt es keine Entschuldigung.“
„Ich … ich vergebe dir.“ Ihre Worte klangen heiser und waren so köstlich wie Wein. „Ich verstehe, warum du es getan hast. Es gefällt mir zwar nicht, dass du es getan hast, aber ich verstehe es.“
„Ich werde es wiedergutmachen, das schwöre ich. Ich …“
„Ich muss dich in mir spüren. Jetzt.“ Verzweifelt presste sie den Po an ihn und bewegte sich, damit er in sie eindränge. „Du machst mich wahnsinnig. Ich brauche mehr.“
„Ja. Ja.“ Moment. Langsam. „Schon fruchtbar?“
„Nein.“
Und wieder schneller. Sabin packte ihre Hüfte und drang mit einem festen Stoß in sie ein. Gemeinsamen schrien sie auf. Das fühlte sich so gut an. Besser als vorher, heißer, feuchter. Erfüllender. Sie waren miteinander verschmolzen, waren ein und dasselbe Wesen. Sie gehörte zu ihm und er zu ihr.
Er beugte sich vor, drückte seinen Bauch auf ihren Rücken, fasste mit den Händen um sie herum und streichelte mit der einen Hand ihre Klitoris und mit der anderen ihre Brüste. Er reizte so viele erogene Zonen wie möglich gleichzeitig. Sie hob den Oberkörper und packte wieder das Kopfende, sodass sie ihn tiefer in sich aufnahm.
Verdammt, viel länger würde er es nicht aushalten. Er war kurz davor, zu kommen. Und dennoch drang er immer wieder, immer härter, immer tiefer in sie ein, war nicht länger Sabin, sondern nur noch Gwens Mann.
Auf einmal hallte ein Schrei durch den Raum, und sie kam zum zweiten Mal. Ihr Orgasmus war so intensiv, dass auch er sich nicht mehr zurückhalten konnte. Während er sich seiner wilden Lust ergab, überrollte ihn eine Welle des Glücks, in der er sich gänzlich verlor.
Sie verharrten noch lange in dieser Position, Sabin immer noch in ihr, bevor sie sich auf die Matratze fallen ließen. Sabin drehte sich schnell zur Seite, um Gwen nicht mit seinem Gewicht zu erdrücken.
Unfähig, sie auch nur für eine Sekunde loszulassen, zog er sie an sich, und sie kuschelte sich begierig an seinen erhitzten Körper. Das, dachte er, das ist himmlisch. So muss es an jenem Ort wohl gewesen sein, bevor die Kämpfe begonnen hatten.
„Du hast mich nun schon zweimal gefragt, ob ich fruchtbar bin, was mich zu der Annahme führt, dass du Kinder zeugen kannst“, sagte sie zwischen zwei Atemzügen. „Sogar Ashlyn ist schwanger, obwohl ich davon ausgegangen bin, dass sie das schon vor ihrer Ankunft hier gewesen ist. Ach, und … Moment, Galen hat mich gezeugt. Das heißt also, dass ihr euch tatsächlich vermehren könnt.“
„Ja. Und ja, Ashlyns Kind ist von Maddox. Zwar ist es nur unter bestimmten Umständen möglich, aber wir können tatsächlich Kinder zeugen. Du hast doch bestimmt schon die Geschichten von den Göttern gehört, die Menschen schwängern.“
„Ja, aber du und deine Freunde wurdet nicht auf dem herkömmlichen Weg geboren“, wandte sie ein. „Ihr wurdet von Zeus persönlich erschaffen. Ich hätte gedacht, dass ihr kein … na ja, dass ihr kein … Baby-Serum habt.“
Baby-Serum? Er musste das Lachen unterdrücken. „Wir haben viel mehr Hormone, weiße Blutkörperchen und andere erforderliche Komponenten als Menschen. Das ist auch ein Grund dafür, warum unsere Verletzungen so schnell heilen. Die meisten weiblichen Körper verkraften so ein potentes … Serum nicht und beginnen, es zu bekämpfen.“
„Glaubst du, ich käme damit klar?“
„Ich glaube, du kämst mit allem klar.“
Nach und nach entspannte sie sich. Lächelte sie sogar? „Willst du irgendwann mal Kinder haben?“
Bis jetzt nicht. Sein Leben war viel zu turbulent gewesen. Aber die Vorstellung, mit Gwen ein Baby zu haben, gefiel ihm. Ein Baby, das so war wie sie und dieses neue Gefühl des Glücks in seinem Leben noch verstärkte. „Ja. Irgendwann, aber nicht sofort. Sondern erst, wenn genügend Sicherheit herrscht.“
Sie sah nachdenklich aus. „Sicherheit.“ Sie seufzte und wechselte das Thema. „Ich will nicht, dass du aufhörst, gegen die Jäger zu kämpfen, aber ich weiß nicht, ob ich bei dir bleiben werde.“
„Na gut.“ Trotzdem hätte er mit seinem letzten Atemzug versucht, sie zum Bleiben zu überreden. Und er hatte nicht gelogen: Er würde ihr folgen. Wo immer sie auch hinging, er würde ihr folgen. Ihn loszuwerden wäre ein verdammt großes Problem. „Aber erwarte nicht von mir, dass ich dir tatenlos dabei zusehe, wie du gehst.“
„Na ja, darüber brauchst du dir jetzt ja noch keine Gedanken zu machen. Zuerst werde ich dir helfen, deine Freunde zu finden. Vertraust du mir in der Sache?“
„Ja. Selbst wenn ich dich dabei ertappen würde, wie du Galen umarmst, würde ich nicht an dir zweifeln.“ Er klang überzeugt. Er meinte, was er sagte. Gwen war das Einzige in seinem Leben, an dem er niemals würde zweifeln müssen.
Sie lachte. „Das müsste ich erst sehen, um es zu glauben.“ Sie fuhr ihm mit den Fingerspitzen über die Brust. „Ich muss mit meinen Schwestern sprechen.“
„Viel Glück.“ Er fing ihre Finger ein und führte sie an seine Lippen.
Wieder seufzte sie. „Irgendwie hatte ich damit gerechnet, dass sie gehen. Aber im Grunde habe ich auch gewusst, dass sie bleiben, um mich für das zu bestrafen, was ich ihnen angetan habe.“
„Sie werden dir nicht wehtun.“ Das ließe er nicht zu.
Sie nahm seine Hand und drückte sie zärtlich. „Wie geht es Danika und Ashlyn?“
„Sie sind dir dankbar und machen sich Sorgen um die Vermissten.“
Gwen runzelte die Stirn und setzte sich hin, wobei ihr das herrliche Haar auf den Rücken fiel. „Ich werde jetzt duschen, um meinen Kopf freizukriegen. Würdest du die anderen bitte zu einem Treffen rufen? In, sagen wir … einer Stunde?“
Er fragte sie nicht nach ihren Gründen, sondern vertraute ihr einfach. So wie er es gesagt hatte. „Ist so gut wie erledigt.“