9. KAPITEL
A ls Sabin durch die Burg stapfte, hörte er gequälte Schreie, die von den Kerkern aufstiegen und von den Wänden widerhallten. Jemand verhörte die Gefangenen. Er hätte auch da unten sein und helfen sollen, aber zuerst musste er mit Anya sprechen.
Ja, er merkte, dass er eine Frau vor seine Pflichten stellte, aber das tat er nur, um sicherzustellen, dass es Gwen gut ging. Und es sollte nicht allzu lange dauern. Trotzdem versprach er sich, dass er es nie wieder tun würde. Das nächste Mal, wenn die eine oder andere Folter wartete, wäre er der Erste in der Schlange, zum Teufel mit Gwen.
Dennoch. Gwen allein zu lassen fühlte sich seltsamerweise … falsch an. Ein Teil von ihm, ein großer Teil – verdammt, ein sehr großer Teil – fand, er sollte bei ihr sein, ihr die Angst nehmen und ihr versichern, dass alles gut würde.
Ich kann einer Frau nichts als Unglück versprechen, dachte er finster. Vor allem einer Frau, die ich unbedingt noch einmal küssen will.
Der Kuss im Flugzeug hatte ihn fast umgebracht. Noch nie hatte er etwas Süßeres gekostet. Nie hatte etwas ein derartiges Potenzial zu mehr gehabt. Doch sich zu gestatten, den Kuss zu erwidern, hätte bedeutet, Zweifel aus seinem eisenharten Griff zu entlassen, und dann hätte der Dämon mentales Blut geleckt. An diesem Ausgang der Ereignisse brauchte Sabin nicht zu zweifeln. Gwen befand sich bereits in einem zerbrechlichen Zustand; sie hatte Angst davor, wer und was sie war. Ein zweiter Kuss wäre der Inbegriff der Dummheit.
Und warum, zum Teufel, hatte er die Dinge noch verschlimmert und ihr die Erinnerung an ihren Ex verdorben? Wie erbärmlich war es gewesen, ihr zu sagen, dass der Mann, dem sie vertraut hatte, ihr auf keinen Fall treu gewesen sein konnte? Da spielte es auch keine Rolle, dass sein Dämon ihm diese Worte eingeflüstert hatte. Schlimmer noch: Mit jeder Minute, die verstrich, wuchs Zweifels Entschlossenheit, Gwens schwaches Selbstvertrauen vollends zu zerstören. Vielleicht weil Sabin sie zur verbotenen Frucht gemacht hatte, indem er dem Dämon unaufhörlich befahl, sich von ihr fernzuhalten.
Aber es gab keine Alternative. Wenn er aufhörte, den Dämon zu kontrollieren, würde Gwens ohnehin schon instabiles Selbstbewusstsein in sich zusammenfallen. Ihr Vertrauen würde ausgelöscht werden. Und das konnte er nicht zulassen. Er musste seine Geheimwaffe beschützen. Auch wenn das natürlich nicht der einzige Grund war, weshalb er sich um Gwens seelischen Zustand sorgte.
Er musste einfach nur herausfinden, wie er sie am besten benutzen konnte. Vielleicht könnte er sie ja dazu bringen, sich den Jägern zum Schein anzuschließen, um diese dann von innen heraus zu überwältigen. Dieser Plan klang vielversprechend.
Die Jäger machten sich diese Strategie seit Abertausenden von Jahren zunutze, Baden war ihr bisher größter Erfolg. Die Zeit war längst dafür reif, dass die Jäger mit ihren eigenen Waffen geschlagen wurden.
Aber konnte es ihm gelingen, Gwen davon zu überzeugen?
Die Frage quälte ihn, während er durch die Burg ging. Die Buntglasfenster warfen farbenfrohe Prismen durch den Flur und machten den Staub sichtbar, der durch die Luft tänzelte.
Sabin lebte noch nicht lange hier. Aber sogar er wusste, dass die neuen weiblichen Mitbewohner diesem Ort Leben eingehaucht hatten. Ihre Dekorationen hatten irgendwie den Trübsinn verscheucht, der bei seinem ersten Besuch noch hier geherrscht hatte. Ashlyn hatte die Möbel ausgesucht. Sabin hatte von so etwas keine Ahnung, aber er vermutete, dass es teure Stücke waren, denn sie erinnerten ihn an die Jahre, die er im viktorianischen England verbracht hatte.
Die Möbel waren auch nicht mehr rot lackiert, um die Blutstropfen zu kaschieren, die Reyes nach seinen obligatorischen Selbstverletzungen verlor. Jetzt standen hier eine cremeweiße Sitzecke, ein Sessel in kräftigem Violett, ein Karussellpferd und ein Tisch aus Walnussholz und Marmor.
Anya hatte die … Extras besorgt. Den Kaugummiautomaten in der Ecke, die Strip-Stange, der er ausweichen musste, und den Arcade-Spielautomaten neben der Treppe.
Danika hatte die Bilder gemalt, die die Wände säumten. Einige zeigten Engel, die durch den Himmel flogen, andere Dämonen, die durch die Hölle schlichen, aber alle stellten Visionen dar, die sie – als das Allsehende Auge – einst gehabt hatte. Durch diese Gemälde lernten sie mehr über die Geister in sich und über die Götter, von denen sie jetzt kontrolliert wurden.
Natürlich hatte Anya die Bilder von Himmel und Hölle durch noch mehr Extras ergänzt. Zum Beispiel durch Bilder, die nackte Männer zeigten. Zu jedermanns Entsetzen war es ihr gelungen, sie vor dem Bombenangriff der Jäger in Sicherheit zu bringen. Nur ein einziges Mal hatte Sabin versucht, sie abzuhängen. Am nächsten Tag hatte er ein Aktgemälde von sich an der Wand vorgefunden. Wie die Göttin es geschafft hatte, es so schnell – und so akkurat – anzufertigen, war ihm nach wie vor ein Rätsel. Aber er würde es nie wieder wagen, eines ihrer Bilder abzunehmen.
Sabin bog um eine Ecke und ging durch die offen stehende Tür in den Gemeinschaftsraum, von wo aus er die zweite Treppe zu Luciens und Anyas Zimmer hinaufgehen wollte. Aus dem Augenwinkel sah er eine große, schlanke Gestalt. Er blieb an der Tür stehen und entdeckte Anya. Mit dem ultraknappen Lederkleid und den hohen, mit Nieten besetzten Stiefeln war sie so perfekt, wie eine Frau nur sein konnte. Ohne den kleinsten Makel. Abgesehen von ihrem verschrobenen Sinn für Humor.
Im Augenblick spielte sie mit ihrem Freund William das Videospiel „Guitar Hero“. Ihr Kopf bewegte sich ruckartig zum unregelmäßigen Takt, sodass die Haarsträhnen nur so flogen. William war unsterblich und – wie die Herren – vor langer Zeit aus dem Himmel verbannt worden. Während sie die Welt mit ihren Missetaten fast zerstört hatten, bestand sein Verbrechen darin, die falsche Frau verführt zu haben. Oder zwei Frauen. Oder drei…tausend. Wie Paris hatte er mit jeder Frau geschlafen, die ihn gewollt hatte, ob verheiratet oder nicht. Sogar mit der Götterkönigin. König Zeus hatte sie in flagranti erwischt und war, wie William zu sagen pflegte, „ausgeflippt“.
Nun hing sein Schicksal an einem Buch, an einem Buch, das Anya ihm gestohlen hatte und aus dem sie ihm hin und wieder eine Handvoll Seiten zurückgab. Einem Buch, das angeblich prophezeite, dass ihn ein Fluch befiele – der mit einer Frau verbunden war.
Während der Krieger Schlagzeug spielte, beäugte er erwartungsgemäß Anyas Po, als wäre er ein Bonbon und als wäre William selbst jemand, der lange nichts Süßes mehr bekommen hatte. „Das könnte ich den ganzen Tag machen“, sagte er schwärmerisch und wackelte dabei mit den Augenbrauen.
„Achte auf den Rhythmus“, ermahnte Anya ihn. „Du hältst fast nie den Takt und ziehst deine Band damit runter.“
Eine Pause entstand, dann brachen beide in Gelächter aus.
„Lob ihn nicht, Gilly! Er hat nicht sein Bestes gegeben. Nur ein Mädchen mit einem Hang zu … ach, vergiss es. Sag ihm einfach nur, wie schrecklich er ist!“ Anya wirbelte durch die Luft, jedoch ohne langsamer Gitarre zu spielen.
Gilly war hier? Sabin sah sich um, konnte sie jedoch nirgends entdecken. Dann bemerkte er die Kopfhörer, die Anya und William trugen. Sie spielten also online mit Gilly.
Sabin lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete ungeduldig darauf, dass das Lied endlich vorbei war. „Wo ist Luden?“
Weder Anya noch William schraken zusammen oder zeigten irgendwie sonst, dass sie von seiner Anwesenheit überrascht waren.
„Er begleitet Seelen“, entgegnete Anya und warf die Gitarre aufs Sofa. „Ja! Ich habe fünfundneunzig Prozent geschafft. Gilly, du hast achtundneunzig, und der arme William hat nur sechsundfünfzig.“ Pause. „Was habe ich dir gesagt? Lobe nie den Mann, der uns die gute Laune verdorben hat. Ja, du auch. Bis zum nächsten Mal, chica.“ Sie nahm den Kopfhörer ab und warf ihn neben die Gitarre. Dann griff sie nach einer Pappschachtel voller Käseecken und begann zu essen, wobei sie genießerisch die Augen schloss.
Sabin lief das Wasser im Mund zusammen. Käseecken – sein Lieblingsessen. Irgendwie musste sie gewusst haben, dass er herkommen würde; sie wollte ihn quälen, dieser Plagegeist. „Gib mir ein Stück ab“, verlangte er.
„Hol dir doch deine eigenen“, erwiderte sie.
William warf seine Drumsticks in die Luft, fing sie wieder auf und legte sie auf das Schlagzeug. „Egal wie sehr ich den Takt nicht halte, ich mache trotzdem ganz zauberhafte Musik.“
„Ha! Ich habe dich die ganze Zeit getragen.“ Anya verschlang die restlichen Käseecken und sah Sabin dabei amüsiert an. Anschließend warf sie sich aufs Sofa und ließ die Beine über eine Armlehne baumeln. „Also, Sabilein, ich habe dich schon gesucht. Lucien sagt, wir hätten eine Harpyie im Haus!“ Sie klatschte aufgeregt in die Hände. „Ich verehre Harpyien. Sie sind so herrlich ungezogen.“
Er unterließ es, sie darauf hinzuweisen, dass sie ihn nicht gesucht, sondern Videospiele gespielt hatte. „Herrlich ungezogen? Du hast nicht miterlebt, wie sie einem Jäger die Kehle herausgerissen hat.“
„Nein, leider nicht.“ Sie verzog den Mund zum vertrauten Schmollen. „Ich verpasse immer die lustigen Momente, wenn ich babysitten muss, Willy.“
William verdrehte die Augen. „Vielen Dank auch, Annie. Ich bin hiergeblieben, habe dir Gesellschaft geleistet und geholfen, auf die Frauen aufzupassen, und du wünschst dir, du hättest beim Kämpfen dabei sein können. Das war ’ne ziemlich heftige Ohrfeige. Sie hätte mich beinah zerfetzt.“
Anya streckte den Arm aus und tätschelte seine Hand. „Nimm dir einen Moment, um dich zu sammeln. Inzwischen plaudert Mommy ein bisschen mit Zweifel-Popeifel. Okayyy?“
Williams Mundwinkel zuckten. „Dann bin ich jetzt der Daddy?“
„Nur wenn du sterben willst“, mischte Sabin sich ein.
Laut lachend ging William zu dem HDTV-Bildschirm von knapp zwei Metern Durchmesser und ließ sich in den vornehmen Liegesessel fallen, der direkt davor stand. Drei Sekunden später war eine Sexorgie in vollem Gange, unterlegt von reichlich Gestöhne. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hatte Paris diese Filme geliebt. Doch in den Wochen vor ihrem Ausflug nach Ägypten hatte nur noch William sie sich angesehen.
„Erzähl mir alles über die Harpyie“, forderte Anya Sabin auf und lehnte sich mit leuchtendem Gesicht zu ihm hinüber. „Ich sterbe vor Neugier.“
„Die Harpyie hat einen Namen.“ Schwang da Verärgerung in seiner Stimme mit? Bestimmt nicht. Was kümmerte es ihn schon, wenn jemand von ihr als „die Harpyie“ sprach? So sprach er doch selbst von ihr. „Sie heißt Gwendolyn. Oder Gwen.“
„Gwendolyn, Gwendolyn. Gwen.“ Anya tippte sich mit ihrem langen, scharfen Fingernagel ans Kinn. „Tut mir leid, kommt mir nicht bekannt vor.“
„Goldene Augen, rote Haare. Na ja, rotblonde Haare.“
Ihre strahlend blauen Augen begannen plötzlich zu funkeln. „Hm. Das ist interessant.“
„Was? Die Haarfarbe?“ Er hatte es doch gewusst! Er wollte ihre Haare mit den Händen durchwühlen, sie festhalten, sie auf dem Kopfkissen ausbreiten und auf seinen Oberschenkeln.
„Nein. Dass du sie so genau beschreibst.“ Sie lachte amüsiert. „Ist der kleine Sabin etwa verknallt?“
Verärgert biss er die Zähne aufeinander, als ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Wurde er rot? Wurde er verdammt noch mal rot?
„Oooh. Wie hübsch. Seht mal, wer sich verliebt hat, während er all diese Pyramiden abgesucht hat. Was weißt du sonst noch von ihr?“
„Sie hat drei Schwestern, aber ich weiß nicht, wie sie heißen.“ Er sprach mit rauer Stimme, die Anya eine einzige Warnung sein sollte. Er war nicht verliebt.
„Na ja, dann finde es heraus“, erwiderte sie, offenkundig verständnislos angesichts dessen, dass er es nicht schon längst getan hatte.
„Eigentlich hatte ich gehofft, du würdest es herausfinden. Du musst ihr ein bisschen Gesellschaft leisten.“ Sie beschützen, hätte er am liebsten gesagt. Damit sie sicher ist. Moment. Ein Teil von ihm wollte um etwas bitten? Im Ernst? „Aber William bleibt hier. William darf nicht in ihre Nähe kommen.“
Leder rieb gegen Jeansstoff, als William sich in dem Sessel umdrehte. Er glühte förmlich vor Lust auf ein Machtspiel. „Warum darf ich nicht in ihre Nähe? Ist sie hübsch? Ich wette, sie ist hübsch.“
Sabin ignorierte ihn. Sonst hätte er William umbringen müssen, und das wiederum hätte Anya traurig gemacht. Und Anya traurig zu machen war gleichbedeutend damit, seinen Kopf in eine Guillotine zu legen.
In Momenten wie diesen sehnte sich Sabin nach der stumpfen Routine des Kämpfens und Trainierens, die sein Leben vor der Wiedervereinigung der Herren bestimmt hatte. Damals hatte er fünf Mitbewohner gehabt und keine nervenden Frauen – außer Cameo, aber die zählte nicht – oder ihre immergeilen Freunde, mit denen man sich herumschlagen musste. „Und versuch auch, sie zum Essen zu bringen“, fügte er hinzu. „Sie ist jetzt schon mehrere Tage bei mir, aber bisher hat sie nur etwas Kuchen gegessen, den sie sofort wieder erbrochen hat.“
„Erstens habe ich nie gesagt, dass ich für deine Frau den Babysitter spiele. Und zweitens wird sie auf keinen Fall etwas essen. Sie ist eine Harpyie.“ Anyas Ton ließ keinen Zweifel daran, dass sie ihn für einen Vollidioten hielt.
Vielleicht hatte sie recht. „Wovon redest du?“
„Sie essen nur das, was sie stehlen oder sich verdienen. Oh Mann. Wenn du ihr etwas zu essen anbietest, muss sie es ablehnen. Ansonsten muss sie … Trommelwirbel, bitte …kotzen.
Er winkte abwehrend mit der Hand. „Das ist ja lächerlich.“
„Nein, das ist ihr Lebensstil.“
Aber das … das war doch nicht … verdammt. Was maßte er sich an, zu sagen, etwas sei unmöglich? Seit Jahren hatte Reyes Maddox um Mitternacht in den Bauch stechen und hatte Lucien die tote Seele des Kriegers in die Hölle begleiten müssen – nur damit er am nächsten Morgen in einen verheilten Körper hatte zurückkehren können, um das Ganze am nächsten Abend zu wiederholen. Und an allen folgenden Abenden.
„Dann hilf ihr bitte dabei, etwas zu stehlen. Bitte. Ist Bagatelldiebstahl nicht deine Stärke?“ Später würde er dafür sorgen, dass etwas zu essen in seinem Zimmer lag, das sie leicht stibitzen konnte.
Plötzlich drang ein schriller Schmerzensschrei durch die Wände, ein Geräusch, das wie Balsam für Sabins Seele war. Die Vernehmung der Jäger hatte gerade eine neue Phase erreicht. Ich sollte dabei sein und helfen. Stattdessen blieb er wie angewurzelt stehen und wartete neugierig auf weitere Antworten. „Was muss ich sonst noch über sie wissen?“
Nachdenklich stand Anya auf, ging zum Billardtisch und nahm eine der Kugeln aus einer Tasche. Sie warf sie in die Luft, fing sie auf und warf sie wieder hoch. „Mal sehen, mal sehen. Harpyien können sich so schnell bewegen, dass das menschliche Auge – oder in unserem Fall das unsterbliche Auge – keine einzige Bewegung wahrnehmen kann. Sie lieben es, andere zu quälen und zu bestrafen.“
Beides hatte er aus nächster Nähe miterlebt. Die Geschwindigkeit, mit der sie den Jäger getötet hatte, die Brutalität, mit der sie ihn angegriffen hatte – mehr brauchte man über Folter und Strafe nicht zu wissen. Dennoch verwandelte Gwen sich jedes Mal in ein zitterndes Häufchen Elend, wenn Sabin den Angriff auf die übrigen Jäger erwähnte, die sie so schlecht behandelt hatten.
„Wie jede andere Art können Harpyien besondere Begabungen haben. Einige können vorhersagen, wann eine bestimmte Person stirbt. Andere können die Seele aus einem toten Körper ziehen und ins Jenseits bringen. Zu schade, dass nicht viel mehr von ihnen dieses Talent haben – dann könnten sie meinem Schatz eine Menge Arbeit abnehmen. Einige können auch zwischen den Zeiten hin und her reisen.“
Besaß Gwen eine besondere Begabung?
Jedes Mal, wenn er etwas über sie oder ihre Herkunft erfuhr, tauchten tausend neue Fragen auf.
„Aber mach dir um deine Frau keine Sorgen“, fügte Anya hinzu, als läse sie seine Gedanken. „Solche Fähigkeiten entwickeln sich erst im hohen Alter. Also nicht bevor sie einige Hundert Jahre alt ist – oder waren es einige Tausend? Weiß ich nicht mehr – sie hat ihre Begabung vermutlich noch nicht entdeckt.“
Gut zu wissen. „Sind sie böse? Kann man ihnen trauen?“
„Böse? Hängt von deiner Definition ab. Vertrauen?“ Auf ihrem Mund breitete sich ein Lächeln aus, so als würde sie die nächsten Worte genießen. „Kein bisschen.“
Nicht gut für sein Vorhaben. Aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die süße, unschuldige Gwen ihm etwas vormachte. „Nach allem, was Lucien dir erzählt hat: Denkst du, Gwen könnte mit den Jägern zusammenarbeiten?“ Das hatte er nicht fragen wollen; er glaubte wahrhaftig nicht, dass sie zu so etwas fähig war. Der einzige Grund, warum dieser Gedanke in seinem Kopf herumschwirrte, war Zweifel. Zweifel, für den Vertrauen und Beteuerungen abscheuliche Flüche waren.
„Nee“, meinte Anya. „Ich meine, ihr habt sie doch eingesperrt vorgefunden. Keine lebende Harpyie ließe sich freiwillig in einen Käfig einsperren. Gefangen zu sein bedeutet, verhöhnt und als unwürdig betrachtet zu werden.“
Wie würden ihre Schwestern sie dann wohl behandeln, wenn sie zu Besuch kämen? Er würde ihnen nicht erlauben, sie zu bestrafen. Und verdammt, er hatte sie in sein Zimmer eingeschlossen. In ein geräumiges Zimmer, das dennoch ein Gefängnis war. Stellte sie ihn nun mit den Jägern auf eine Stufe? Ihm drehte sich fast der Magen um.
„Wirst du bei ihr bleiben? Bitte?“
„Ich zerstöre ja nur ungern deine Illusionen, Zuckerschnütchen, aber wenn sie nicht hier sein will, werde selbst ich sie nicht aufhalten können. Niemand kann das.“
Wieder war ein spitzer Schrei zu hören, gefolgt von einem unsterblichen Lachen. „Bitte“, wiederholte er. „Sie hat Angst und braucht eine Freundin.“
„Angst.“ Anya lachte. Doch als Sabin ernst blieb, verstummte ihre Lachen allmählich. „Du nimmst mich doch auf den Arm, oder? Harpyien haben niemals Angst.“
„Wann habe ich jemals so etwas wie Humor gezeigt?“
Da sie Rätsel hasste, schüttelte Anya den Kopf. „Du hast mich so weit. Also gut. Ich werde Babysitter spielen, aber nur weil ich neugierig bin. Und ich sage dir: Eine verängstigte Harpyie ist ein Widerspruch in sich.“
Sie würde schon bald merken, dass sie sich irrte. „Danke. Du hast was gut bei mir.“
„Allerdings.“ Anya lächelte milde. Zu milde. „Ach, und wenn sie nach dir fragt, werde ich ihr alles erzählen, was ich weiß. Jedes Detail. Und ich meine wirklich jedes.“
Sogleich packte ihn die Panik. Gwen war jetzt schon vor ihm auf der Hut. Wenn sie auch nur die Hälfte von dem erfuhr, was er in der Vergangenheit getan hatte, würde sie ihm nie und nimmer helfen oder vertrauen und ihn nie wieder mit dieser betörenden Mischung aus Verlangen und Unsicherheit ansehen.
„Abgemacht“, stimmte Sabin düster zu. „Aber dir sollte unbedingt mal jemand den Hintern versohlen.“
„Noch jemand? Lucien hat’s mir heute Morgen schon ordentlich besorgt.“
Sabin musste sich eingestehen, dass Anya ihm rhetorisch immer überlegen sein würde. „Aber sei … vorsichtig mit ihr. Und wenn auch nur ein Funken Gnade in deinem bezaubernden Körper steckt, sag ihr nicht, dass Zweifel in mir wohnt. Sie hat auch so schon Angst vor mir.“
Seufzend machte er kehrt und stieg hinab in den Kerker.
„Wo sind sie?“, wollte Paris wissen.
Als Antwort erhielt er ein qualvolles Stöhnen.
Es kam ihnen so vor, als hätten sie sie schon tagelang verhört, und das ohne nennenswerte Ergebnisse. Aerons Dämon Zorn rief lauter kranke Vorstellungen in seine Gedanken – so sehr wollte er diesen Mann für seine Sünden bestrafen. Bald würde Aeron sich nicht mehr zurückhalten können. Und wenn das geschah, bekam er gar keine Antwort mehr. Deshalb war er bereit aufzuhören, sich und die anderen Krieger neu zu sortieren und es am nächsten Tag noch mal zu versuchen. Die restlichen Jäger – zwei hatten sie aus Versehen umgebracht – würden sie solange sich selbst und ihren Gedanken überlassen. Was würde wohl mit ihnen geschehen? Manchmal war die Ungewissheit wirksamer als die Realität. Manchmal.
Doch Paris sah nicht aus, als wollte er aufhören. Der Mann war besessen – von mehr als nur seinem Dämon. Er hatte diesen Menschen Dinge angetan, die selbst Aeron, so kaltblütig er auch war, nicht ertragen hatte. Aber andererseits war Aeron auch nicht so wie sonst.
Vor Monaten hatten die Götter ihm aufgetragen, Danika Ford und ihre Familie zu töten, und er hatte emsig gegen den Blutrausch angekämpft, der ihn immer mehr vereinnahmt hatte. Gegen die Bilder dieser süßen Tode, die in seine Gedanken eindrangen: seine Hände, die ihnen die Kehlen zudrückten, seine Augen, die das Blut aus ihren Körpern laufen sahen, seine Ohren, die ihre letzten, gurgelnden Atemzüge vernahmen. Götter, er hatte sich mehr danach gesehnt als nach allem anderen auf der Welt.
Als das Verlangen endlich von ihm abgelassen hatte – obwohl er immer noch nicht wusste, warum –, hatte er sich davor gefürchtet, zu töten. Er hatte Angst, sich wieder in das Ungeheuer zu verwandeln, das er gewesen war. Dann waren er und die anderen Krieger nach Ägypten abgereist, und ein Krieg war ausgebrochen. Er war unfähig gewesen, die Hände bei sich zu behalten, und die Mordlust, vor der er sich so gefürchtet hatte, war zurückgekehrt und hatte ihn angetrieben.
Glücklicherweise hatte er sich beruhigt, ohne einem seiner Freunde etwas anzutun. Doch was, wenn es anders gekommen wäre? Damit hätte er nicht leben können. Einzig Legion war in der Lage, ihn zu beruhigen, und im Augenblick musste er ohne ihre Gesellschaft zurechtkommen.
Er ballte die Fäuste. Wer auch immer, was auch immer ihn beobachtete, er oder es musste damit aufhören-sonst kam Legion nicht zurück. Schade, dass diese unsichtbaren, durchdringenden Augen nicht in diesem Augenblick auf ihn schauten. Er war blutverschmiert und hatte einen zusammengeknüllten Lumpen in der Tasche – einen Lumpen, in den er den Finger eines der beiden toten Jäger gewickelt hatte. Dieser Anblick hätte den Voyeur womöglich für alle Zeit vertrieben.
Zuerst hatte er gedacht, es wäre Anya, die sich einen Scherz erlaubte. So etwas Ähnliches hatte sie schon einmal mit Lucien gemacht. Aber Legion fürchtete sich nicht vor Anya. Neben Lucien war sie vermutlich die einzige Bewohnerin der Burg, die das von sich behaupten konnte.
„Eine letzte Chance, um meine Frage zu beantworten“, sagte Paris ruhig und tippte mit dem Dolch gegen die blasse Wange des Jägers. „Wo sind die Kinder?“
Greg, sein Opfer, wimmerte. Speichel lief ihm aus dem Mund.
Er und Paris hatten die Jäger isoliert, sie hatten jeden in eine Zelle gesteckt. Auf diese Art brachten die Schreie, die sie dem einen entlockten, die anderen um den Verstand, weil sie sich zwangsläufig fragten, was die Herren ihren Gefährten gerade antaten. Die Gerüche von Urin, Schweiß und Blut, die die Luft anreicherten, taten ihr Übriges.
„Ich weiß es nicht.“ Greg heulte. „Sie haben es mir nicht gesagt. Ich schwöre bei Gott, dass sie mir nichts gesagt haben.“
Scharniere quietschten. Schritte hallten wider. Dann schlenderte Sabin in die Zelle. Sein Gesicht war starr vor Entschlossenheit. Jetzt wurde es richtig blutig. Niemand war entschlossener als Sabin. Mit einem Dämon wie Zweifel war die Entschlossenheit vermutlich das Einzige, das ihn nicht verrückt werden ließ.
„Was habt ihr herausgefunden?“, fragte er. Er zog einen Samtbeutel hervor, den er im Hosenbund getragen hatte, und legte ihn vorsichtig auf den Tisch. Als er den Stoff langsam aufrollte, kamen glänzende Metallwerkzeuge zum Vorschein.
Greg schluchzte.
„Die einzige neue Information ist, dass unser alter Freund Galen“, Aeron sprach den Namen höhnisch aus und grinste, „von jemandem unterstützt wird, der sich – du wirst es nicht glauben – Misstrauen nennt.“
Sabin war wie erstarrt, während ihm die Worte offensichtlich durch den Kopf gingen. „Unmöglich. Wir haben Badens abgetrennten Kopf gefunden.“
„Genau.“ Kein Unsterblicher hätte das überlebt. Ein Kopf war nichts, das erneuert werden konnte. Andere Körperteile schon, aber nicht der Kopf. „Außerdem wissen wir, dass sein Dämon auf der Erde umherstreift und durch den Verlust seines Wirtes verrückt geworden ist. Ohne die Büchse der Pandora ist es unmöglich, ihn zu finden.“
„Es beleidigt mich, dass solche Worte überhaupt gesprochen wurden. Du hast den Jäger für seine Lüge natürlich bestraft, nicht wahr?“
„Natürlich“, kam Paris Aeron zufrieden grinsend zuvor. „Er ist derjenige, der seine eigene Zunge verspeisen durfte.“
„Wir sollten den hier in den Käfig sperren“, schlug Aeron vor. In den Zwangskäfig. Es war ein altes, mächtiges Artefakt – und zwar eines, das ihnen angeblich bei ihrer Suche nach der Büchse behilflich sein sollte. Jeder, den sie dort hineinsteckten, musste tun, was die Krieger ihm befahlen. Ausnahmslos. Na ja, beinah ausnahmslos. Als Aeron vom Blutrausch gepackt worden war, hatte er den Himmel angefleht, ihn in den Käfig zu setzen und ihm zu befehlen, sich von den Ford-Frauen fernzuhalten.
Doch Cronus war vor ihm erschienen und hatte gesagt: „Denkst du, ich würde etwas so Mächtiges wie diesen Käfig erschaffen und dann zulassen, dass er gegen mich verwendet wird? Was immer ich in Bewegung setze, kann nicht gestoppt werden. Selbst mit dem Käfig nicht. Das ist der einzige Grund, warum ich damit einverstanden war, ihn hierzulassen. Nun. Genug davon. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln.“
Aeron hatte geblinzelt und sich im nächsten Moment in Reyes’ Schlafzimmer wiedergefunden – ein Messer in der Hand und Danikas Hals so verlockend nah …
„Nein“, widersprach Sabin. „Wir waren uns doch einig.“
Sie würden den Jägern auf keinen Fall den Käfig zeigen – selbst den Todeskandidaten nicht –, damit sie niemals sahen, was er alles konnte. Sicher war sicher.
„Sonst noch etwas erfahren?“, erkundigte Sabin sich und wechselte damit das Thema.
Doch Aeron sah den Glanz in seinen Augen. Weil sie den Käfig vor dem Jäger erwähnt hatten, musste er nach diesem Gespräch sterben. „Nur eine Bestätigung der Aussagen der entführten Frauen. Sie wurden vergewaltigt und geschwängert, und ihre Babys sollten dazu benutzt werden, eines Tages gegen uns zu kämpfen. Einige halb unsterbliche Kinder sind schon irgendwo da draußen und werden als Jäger aufgezogen, aber unser Freund Greg will seine Finger und Zehen offenbar nicht retten, denn er sagt uns einfach nicht, wo sie sind.“
Das Schluchzen verstummte. Der Jäger war so verängstigt, dass es ihm die Kehle zuschnürte. Er würde jeden Moment das Bewusstsein verlieren.
Paris packte ihn am Hals und steckte ihm den Kopf zwischen die Beine, wobei das Seil, mit dem sie ihn gefesselt hatten, kräftig an seinen Handgelenken zerrte. „Atme, verdammt noch mal. Oder ich schwöre bei den Göttern, dass ich auf andere Art Klarheit in deinen Verstand bringe.“
„Wenigstens hat er seinen Kehlkopf noch“, kommentierte Sabin trocken. Er hielt eine gekrümmte Klinge ans Licht und schnippte gegen die Spitze. Sofort traten Blutstropfen auf seinen Finger. „Im Gegensatz zu seinem Freund in der Zelle links.“
„Mein Fehler“, sagte Paris, klang dabei jedoch nicht besonders reumütig. Im Gegenteil. Seine blauen Augen glänzten geradezu manisch.
„Und wie soll er unsere Fragen beantworten, wenn er nicht sprechen kann?“
„Ausdruckstanz.“
Sabin schnaubte. „Du hättest doch deine ganz persönliche Fähigkeit einsetzen können.“ Paris’ Verführungskünste funktionierten sogar bei Männern.
„Hätte ich, habe ich aber nicht.“ Paris verzog mürrisch das Gesicht. „Und ich werde es auch jetzt nicht tun, also frag gar nicht erst. Ich hasse diese Mistkerle viel zu sehr, als dass ich meinen Charme einsetzen könnte – auch nicht für Informationen. Ich schulde ihnen immer noch etwas für die Zeit, als ich ihr Gefangener gewesen bin.“
Sabin sah zu Aeron. Zwischen ihnen trieb ein unausgesprochenes „Warum hast du ihn nicht aufgehalten?“ hin und her. Aeron zuckte die Schultern. Er hatte keine Ahnung, wie sie mit dem wilden, gewalttätigen Krieger umgehen sollten, zu dem Paris geworden war. Hatten die anderen über ihn genauso gedacht?
„Im Augenblick sind wir also fest entschlossen, den Aufenthaltsort der Kinder zu erfahren?“, versicherte sich Sabin. „Richtig?“
„Ja“, bestätigte Aeron. „Einer der Jäger hat zugegeben, dass ihre Altersspanne irgendwo zwischen Kleinkind und Teenager rangiert. Und um die Antwort auf deine nächste Frage gleich vorwegzunehmen: Ja. So lange vergewaltigen sie schon unsterbliche Frauen. Dass sie diese grausame Tat so lange vollziehen konnten, verdanken sie nur dem besonderen Ort. Die Höhle in Ägypten war einst ein Tempel für die Götter. Sie wird beschützt, auch wenn niemand weiß, durch wen … oder wie wir diesen Schutz überwinden konnten.“
„Vermutlich sind die Kinder schneller und stärker als die Jäger älterer Generationen. Ach ja, und hör dir das an: Die meisten ‚Brutapparate‘, wie die Mistkerle die Frauen nannten, waren Unsterbliche, die Ashlyn gefunden hatte.“
Ashlyn hatte die einmalige Fähigkeit, an einem Ort zu stehen und jedes Gespräch zu hören, das dort jemals geführt worden war. Bevor sie nach Budapest gekommen war, hatte sie ihr Leben dem Internationalen Institut für Parapsychologie gewidmet. Diese Agentur hatte ihre Fähigkeiten missbraucht, um unsterbliche Wesen zu jagen. Zu „Forschungszwecken“, wie sie ihr stets versichert hatten.
„Das dürfen wir ihr nicht sagen“, fügte Aeron hinzu. „Sie wäre am Boden zerstört.“ Zu erfahren, dass sie versehentlich für die Jäger gearbeitet hatte, musste schlimm genug gewesen sein; die Entdeckung, dass ihre Fähigkeiten missbraucht worden waren, um die Zucht neuer Jäger voranzutreiben, wäre möglicherweise zu viel für die sanftmütige, schwangere Frau.
„Wir werden es Maddox erzählen und ihn entscheiden lassen, wie viel davon er ihr verrät.“
„Bitte lasst mich gehen“, flehte Greg verzweifelt. „Ich werde den anderen eine Botschaft überbringen. Ganz egal, welche. Sogar eine Warnung. Ich werde ihnen sagen, dass sie sich von euch fernhalten sollen. Euch in Ruhe lassen sollen.“
Sabin nahm ein Fläschchen mit einer schmutzig aussehenden Flüssigkeit aus dem Samtbeutel. „Und warum sollte ich ausgerechnet dich auswählen, um ihnen eine Warnung zu übermitteln, die ich ihnen auch selbst überbringen kann?“ Er schnippte die Kappe mit dem Daumen herunter und goss die Flüssigkeit über die Klinge seines Dolches. Es zischte und knisterte.
Greg versuchte, mit seinem Stuhl nach hinten zu rutschen, konnte sich jedoch nicht von der Stelle rühren. „W-was ist das?“
„Eine spezielle Säure, die ich gern selbst zusammenmische. Sie frisst sich durch dein Fleisch und verbrennt dich von innen nach außen. Blutgefäße, Muskeln, Knochen, ganz egal. Das Einzige, das sie nicht zerfressen kann, ist dieses Metall, weil es direkt aus dem Himmel kommt. Und, wirst du uns verraten, was wir wissen wollen? Oder muss ich dir diese Klinge in die Fußsohle jagen und mir dann langsam den Weg nach oben bahnen?“
Dem zitternden Mann liefen die Tränen über die Wangen, landeten auf seinem Hemd und vermischten sich dort mit dem Blut, das bereits getrocknet war. „Sie sind in einer Trainingsanlage. Alle nennen sie Hunter High. Das ist ein Ableger des Internationalen Instituts für Parapsychologie. Ein Internat, in dem die Kinder so weit entfernt von ihren Müttern gehalten werden wie nur möglich. Dort lernen sie, wie man kämpft und andere verfolgt. Sie lernen, euch für die zigmillionen Todesopfer zu hassen, die ihr durch eure Krankheiten und Lügen auf dem Gewissen habt. Die Zigmillionen, die sich wegen des Elends, das ihr verbreitet, das Leben genommen haben.“
Exzellent. Nun klang er wie die Jäger, die Aeron so verabscheute.
„Und wo ist diese Einrichtung?“, fragte Sabin geradeheraus.
„Das weiß ich nicht. Ehrlich, ich weiß es nicht. Das müsst ihr mir glauben.“
„Tut mir leid, aber das kann ich nicht.“ Langsam ging Sabin auf ihn zu. „Dann wollen wir doch mal sehen, ob ich deiner Erinnerung ein wenig auf die Sprünge helfen kann.“