1.
YOU GOTTA BE BAD, YOU GOTTA BE BOLD,
YOU GOTTA BE WISER. YOU GOTTA BE HARD,
YOU GOTTA BE TOUGH, YOU GOTTA BE STRONGER.
YOU GOTTA BE COOL, YOU GOTTA BE CALM,
YOU GOTTA STAY TOGETHER.
ALLES IST SO PERFEKT. Aphrodite ist perfekt. Ares ist perfekt. Der Sex ist perfekt.
Sie begegnen sich auf einer Party, erinnern sich an Vergangenes und vergessen es wieder und verlassen gemeinsam das Fest. Sie verbringen einen Monat zusammen. Aphrodites Mann ruft an und schickt SMS, aber Aphrodite wirft ihr Handy fröhlich lachend über den Rand der Wolke und sinkt in die sehnigen Hunks-Arme ihres Lovers.
Nichts rostet so wenig wie alte Liebe.
Ares ist einfach perfekt. Genau wie ein Mann sein soll. Muskulös, attraktiv, stattlich. Charismatisch. Aggressiv. Aber dennoch zärtlich. Ein Loblied auf die Männlichkeit. Eine Testosteron-, äh, was? Na … Tankstelle. Eine Testosteron-Tankstelle, die die ganze Nacht geöffnet hat! Wo das weiße Benzin fließt und der Kredit nie ausgeschöpft ist!
Aphrodite krault die Brusthaare des Mannes.
»Meine Bräune verblasst schon wieder. Gehen wir morgen an den Strand?«, fragt sie.
»Morgen?«, antwortet Ares. Das heißt, er antwortet gar nicht. Er fragt. Aber auf eine Frage muss man antworten.
»Ja, ja, morgen.«
»Geht nicht.«
»Warum nicht?«
»Ich muss weg.«
»Wohin?«
»Nach Afghanistan.«
»Scheiß drauf, da musst du nicht hin.«
»Doch, ich muss.«
Wieso muss! Er kann nicht müssen. Irgendwo dudelt das Handy immer noch Aphrodites Lieblingssong. Wieder und wieder von vorn. Jedes Mal bis zu der Stelle, wo es heißt: »All I know, all I know, love will save the da…« Dann bricht die Melodie ab, mitten im Wort. Scheißlied. Ares streichelt zerstreut die Tätowierung unten an Aphrodites Rücken. Sie hat das Gefühl, als wäre die Haut schon ganz dünn. »Willst du mich aufrubbeln?«, kreischt sie. Danach sind beide schweigsam und in sich gekehrt.
Ares geht in sein beschissenes Afghanistan, und Aphrodite kehrt in ihr beschissenes Zuhause zurück. Ihre verflixte Menstruation hat Verspätung. »Ich bin schwanger, stör mich nicht«, fährt sie ihren Mann an. Der begreift offenbar nichts, denn er fragt, wie das möglich sei, wo doch zwischen ihnen nie etwas laufe. Aphrodite gibt ihm keine Antwort, aber nicht, weil sie ihn nicht kränken will. Sondern im Gegenteil.
Natürlich kennt er die Antwort. Auch deshalb ist es ätzend, dass er trotzdem fragt.
Bei Göttinnen dauern Schwangerschaften nicht lange, und die Geburten sind schnell und leicht. Das ist einer der Vorteile der Göttlichkeit. Aphrodite zieht sich in ihre Kammer zurück und gebärt Zwillinge, die allerdings alles andere als perfekt sind. Eigentlich sind sie nur zwei blutige Fleischklumpen, mit kleinen Stummeln anstelle der Gliedmaßen, einer riesigen Mundhöhle mitten im Kopf und ohne Augen. Das kommt bestimmt vom Rauschgiftkonsum während der Schwangerschaft, vermutet Aphrodite. Sie nennt die leise quäkenden Kinder Phobos und Deimos, das sind Ares’ Lieblingsnamen. Dann ruft sie Cupido.
»Bring die beiden nach Afghanistan.«
Sie gibt ihm einen Zettel mit, auf dem steht: »ich zieh deine brut nicht groß du arsch. sie sind furchtbar hässlich. ganz der vater. ruf mich nicht an, ich verreise. Gruß, Love.«
Cupido packt die Neugeborenen am Nacken und fliegt davon, dass seine goldenen Kinderlöckchen flattern. Er fliegt über das Meer in die Wüste, bis er eine in schwarzen Polyester gekleidete Frau entdeckt, die eine Bazooka zur Panzerabwehr über der Schulter trägt. Cupido kneift die Frau in den Hintern und wirft ihr die Zwillinge zu. »Hier sind niedliche kleine Geschwister für dich«, kichert er.
»Ich hab keine Zeit, mich um Kinder zu kümmern!«, ruft das Mädchen, aber für praktische Dinge hat Cupido sich noch nie interessiert.
Das Mädchen heißt Adrasteia, doch so nennt sie keiner. Da sie alles Ekelhafte und Seltsame fasziniert, behält sie die Kleinen. Vielleicht wachsen ihnen eines Tages Arme und sie können leichte Reihenfeuerpistolen bedienen, wie es die Kinder in diesem Land tun.
In Wahrheit verreist Aphrodite nicht. Obwohl sie die Neugeborenen so rasch vergisst wie einen schlechten Traum, ist sie derart deprimiert, dass sie nicht die Kraft hat, das Haus zu verlassen. Das macht ihren Gatten überglücklich.
Ihr Ehemann kann aus Eisen und Edelmetallen die fantastischsten Sachen schmieden. Am Montag schmiedet er eine Tiara für Aphrodite. Dann schmiedet er am Dienstag wieder eine Krone für Aphrodite. Und auch am Mittwoch schmiedet er eine Tiara für Aphrodite. Am Samstag schleudert Aphrodite ihm die neueste Tiara mit den Zacken voran ins Gesicht. Sie glaubt, sein Aussehen könne dadurch nicht noch beschissener werden. Doch da irrt sie sich.
»Lass es endlich sein!«
Der Mann zieht sich in seine Schmiede zurück und weint. Er hat wenig Glück bei Frauen. Als er geboren wurde, war er so hässlich, dass seine Mutter ihn den Berg hinunterwarf. Es war ein langer Fall, fast drei Kilometer. Dabei ist er zum Krüppel geworden: Er humpelt und zieht ein Bein nach. Andererseits hat Aphrodite ihn gerade wegen seines hässlichen Äußeren bekommen. Zeus hielt das für gerecht: Er gab die allerschönste Frau dem allerhässlichsten Mann, um unlauteren Wettbewerb zu vermeiden. Aus seiner Sicht nicht schlecht.
»Hör auf, darüber zu reden!«
Aphrodite wirft schon wieder irgendwelches Zeug nach ihm. Er hat aus Versehen laut gedacht, und nicht zum ersten Mal. Er entschuldigt sich. Doch Aphrodite ist unerbittlich, im Hass wie in der Liebe. »Die Situation ist unentschuldbar.«
Und eigentlich stimmt das ja.
Es besteht gar kein Grund, den hässlichen, verkrüppelten Hephaistos zu bemitleiden. Diplomatische Rücksichtnahme war nicht der einzige Grund, weshalb die schönste Blume des Götterhains sein Privateigentum wurde. Durch Erpressung hat er Aphrodite bekommen. Er hat die Frau des Zeus in einen Käfig gesteckt und den Käfig zugeschmiedet. Dann hat er erklärt, er werde die Dame erst freilassen, wenn die Göttin der Liebe durch heilige Ehebande an ihn gefesselt worden sei. Da half nichts. Aphrodite wurde ihm auf dem Standesamt in Gegenwart von zwei Zeugen angetraut.
»Ich bin so glücklich«, sagte Hephaistos.
»Das wirst du noch bereuen, Arschloch«, sagte Aphrodite.
Und der Standesbeamte erklärte sie zu Mann und Frau.
Aphrodite hätte wissen müssen, was für ein Schwein der Kriegsgott ist. Sie redet sich ein, das schnelle Ende dieser Episode sei einzig und allein positiv zu sehen. Sie legt eine Liste der schlechten Eigenschaften von Ares an: barbarische Maskulinität, Blumenkohlohren, unfähig, über seine Gefühle oder andere Themen zu sprechen, furzt im Bett. Und obendrein ist er untreu. Doch das will Aphrodite nicht auf ihre Liste setzen.
Es gibt keinen Grund, Ares nachzuweinen. Aphrodite kann auch allein an den Strand gehen.
Das Rauschen der Mittelmeerwellen erinnert sie immer daran, welch große Gottheit sie ist. Die allergrößte! Sie schaut auf das Meer. Die wundervollen, glatten und immer lächelnden Delfine winken ihr mit den Flossen.
Plötzlich hindert ein Schatten die Sonnenstrahlen, ihre Haut zu liebkosen. Aphrodite dreht sich um. Hinter ihr steht jemand, dem sie, soweit sie sich erinnert, noch nie begegnet ist. Sie lächelt den Mann an, kann seine Miene aber nicht erkennen, die Sonne blendet sie.
APHRODITE: Kennen wir uns?
DER UNBEKANNTE: …
Der Mann steht drohend und stumm da wie eine lange schwarze Wolke.
APHRODITE: Was ist, willst du ein Autogramm?
DER UNBEKANNTE: …
Aphrodite bemerkt, dass der Mann nach Schweiß und Alkohol riecht.
APHRODITE: Du darfst auch ein Foto von mir machen, wenn du willst. Vielleicht im Wasser?
DER UNBEKANNTE: …
Der Mann dreht sich um und geht. Erst als er ein Stück entfernt ist, fällt Aphrodite auf, dass er keine Faser am Leib trägt.
APHRODITE: Komischer Spinner.
Sie will nicht weiter über die Sache nachdenken, dergleichen kommt eben vor. Für manche ist Aphrodites Schönheit einfach zu viel. Es gibt Männer, die angesichts einer solchen Pracht nicht anders können, als zu stieren und sich unsozial zu benehmen.
Sie geht in die Ewige Disco, die direkt am Ufer steht und deren Tanzfläche auf einem großen Steg auf das Meer hinausragt. Dort flirtet sie mit dem DJ und bittet ihn, Gloria Gaynor aufzulegen.
Es ist früher Abend, und in der Disco sind noch nicht viele Gäste. Aphrodite hat die ganze Tanzfläche für sich, was absolut optimal ist. Menschen und Götter betrachten ihren perfekten Körper und ihre geschmeidigen und ach so verführerischen Bewegungen, die zwar mit echtem Tanzen nichts zu tun haben, aber trotzdem unglaublich sexy sind.
Aphrodite tanzt mit geschlossenen Augen und summt die Melodie mit. Hände legen sich sacht um ihre Taille. Erst als der Song zu Ende ist, sieht sie den Fremden mit den sanften Händen an. Sie blickt in große unschuldige Augen.
DER JUNGE MANN: Ich bin Adonis.
APHRODITE: Ich bin Aphrodite.
DER JUNGE MANN: Ja. Ich weiß. Die schönste Frau des Universums.
APHRODITE (kichernd): Genau!
DER JUNGE MANN: Möchtest du etwas trinken?
APHRODITE (ihre goldenen Locken schwingend): Ambrosia. Oder Cristal-Champagner.
Aphrodite findet es herrlich und ganz natürlich, dass der junge Mann ihr Drinks spendiert und in regelmäßigen Abständen erneut fragt, was sie möchte. Es ist zu lange her, dass sich jemand für ihre Meinung interessiert hat.
Sie trinken schnell und sind bald beschwipst. »Gehen wir?«, fragt Aphrodite.
Sich an der Hand haltend verlassen sie die Disco. In der anderen Hand trägt Aphrodite eine halbvolle Champagnerflasche, obwohl man unter keinen Umständen Getränke mitnehmen darf. Sie bildet sich ein, sich unauffällig zu verhalten, doch der Kellner kennt die Kniffe besoffener Gäste und ruft, he, lass die Flasche hier. Aphrodite gehorcht nicht, das Pärchen läuft kichernd davon. Der Kellner setzt ihnen nach.
Da schnappt sich Penelope, die schwankend auf einem Barhocker sitzt, eine Whiskyflasche von der Theke und gießt sich das Glas bis zum Rand voll, trinkt es aus und schenkt gleich noch einmal nach.
Da Aphrodite und Adonis in der Schwärze der südeuropäischen Nacht entkommen, kehrt der Kellner mit leeren Händen an seinen Arbeitsplatz zurück. »Penelope, hältst du mich für blöd? Wenn jemand sieht, dass hier solche Mengen ausgeschenkt werden, verlier ich meine Lizenz. Das ist illegal. Kapierst du? Für den Rest des Abends hast du Lokalverbot.«
Penelope leert ihr Glas, wirft ihre Handarbeit auf die Theke und mault: »Die ganze Welt ist gegen mich. Leck mich doch am Arsch, verdammt.«
Der Kellner setzt sie vor die Tür und erklärt, am nächsten Tag sei sie wieder willkommen.
Aphrodite führt Adonis in den dichten Wald, wo sie sieben Nächte und sechs Tage irrsinnigen Sex haben.
Nachdem das erledigt ist, schaltet Aphrodite ihr Handy ein. Von zu Hause sind viele Anrufe gekommen, aber auch von einer anderen Nummer wurde des Öfteren angerufen. Aphrodite hört die Mailbox ab: »Hallo, ich komme am Wochenende vorbei, bis dann.« – »Hallo, ich bin’s, gehst du mal dran?« – »Hallo, ich bin’s, ich bin übermorgen da, ich ruf dich an.« – »Hallo, Ares hier, sehen wir uns?« – »Hallo, Ares hier, ruf mich sofort an.« – »Hallo, Ares hier, wo bist du?« – »Hallo, Ares hier, ich warte auf dich.« Und so weiter.
Aphrodite betrachtet den schlafenden Adonis. Der Junge ist wirklich schön und wohlgebaut.
Aber was soll sie mit dem Kriegsgott machen? Wie könnte sie ihm zum Beispiel all das unter die Nase reiben? Ihn ein bisschen leiden lassen? Aphrodite lächelt wie eine Frau, die endlich den Beweis für ihre Überlegenheit erhalten hat.
Sie beschließt, etwas zum Frühstück zu besorgen, sie haben beide seit einer Woche nichts gegessen. Vielleicht trifft sie unterwegs rein zufällig auf den Kriegsgott.
Gerade will sie aufbrechen, als ihr einfällt, dass es vielleicht besser wäre, etwas anzuziehen. Sie steigt in ihre Strings und verhüllt ihre Brüste mit Muscheln. Nein, natürlich nicht mit Muscheln, sondern mit Designerprodukten! Das reicht, es ist ja Sommer.
Aphrodite spaziert aus dem Wald, ihr Nabelschmuck funkelt in der Sonne und blendet jeden, der hinschaut. Sie ist lange nicht mehr so glücklich gewesen.
Am Strand sieht sie eine dunkle Gestalt, die im Sand sitzt und aufs Meer starrt. Schau an, Mr. Afghanistan persönlich. Aphrodite geht zu ihm.
APHRODITE (fröhlich): Hallo.
Ares dreht sich um, er sieht übernächtigt aus und hat sich seit einer Weile nicht rasiert.
ARES: Wo warst du?
APHRODITE: Hier und da.
Ares steht auf und packt Aphrodite an den Handgelenken.
ARES: Wo?
APHRODITE: Bei meinem neuen Lover.
ARES: Wo?
Aphrodites Blick schweift zum Wald hinüber. Ares stößt sie zu Boden und läuft darauf zu. Unterwegs verwandelt er sich in ein Wildschwein. Aphrodite setzt ihm nach, doch sie kommt zu spät: Als sie ihr Lager erreicht, findet sie den misshandelten Adonis leblos und entmannt.
Aphrodite weint. Wo ihre Tränen auf den Boden fallen, sprießen Blumen.
Die Göttin der Liebe sitzt niedergeschlagen in der Ewigen Disco. Sie bestellt in trägem Tempo Blaue Engel und liest Horoskope: »Du wirst bald ein aufregendes Abenteuer erleben. Die wahre Liebe läuft dir über den Weg, geh nicht an deinem Glück vorbei. Du kannst in Lebensgefahr geraten, blablabla …«
Ein paar Hocker weiter sitzt Penelope, die sich am helllichten Tag systematisch besäuft. Sie hat sich neben der verblassten grünen eine Haarsträhne violett färben lassen. Den Lippenstift hat sie zu dick aufgetragen und an den falschen Stellen. Es ist irgendwas vor zwölf Uhr, aber es kommt ihr vor wie tausend Uhr. Sie sind die einzigen Gäste im Lokal.
»Die Männer sind Schweine«, beginnt Penelope ein Gespräch.
Aphrodite blickt von dem Klatschblatt auf. »Das kannst du laut sagen.«
»Wo ist der junge Bursche?«
»Er ist tot.«
Aphrodite vergießt wieder Tränen, und auf der Bartheke wachsen rosafarbene Anemonen.
»Würdest du das bitte lassen«, schimpft der Kellner und wischt die Anemonen mit einem Spültuch weg.
Penelope scheucht den Kellner verärgert fort. Sie ist so betrunken, dass sie dabei vom Hocker fällt.
»Warum holst du ihn dir nicht zurück?«, fragt sie, als sie sich aufgerappelt hat.
»Aus dem Hades?«
»Ja.«
»Warum holst du deinen Mann nicht zurück?«
»Na Mensch, der ist doch nicht tot. Der Scheißkerl soll ruhig bleiben, wo er ist.«
»Aha.«
»Ja. Ich habe vor ein paar Tagen mit Circe telefoniert, und weißt du was?«
»Na?«
»Der Typ hat mit seinen Männern auf Circes Insel sogenannten Schiffbruch erlitten. Mit ›sogenannt‹ meine ich, dass sie allesamt besoffen waren und keiner mehr das Schiff steuern konnte. Auf der Insel haben sie dann fast drei Wochen Krawall gemacht, und Circe hat geschimpft, sie kann verdammt noch mal nicht schlafen, weil die Kerle Tag und Nacht rumbrüllen. Das sind ja so Typen, die nicht einfach wegsacken, die werden nur immer lauter und dümmer. Eines Morgens hat Circe dann meinen Alten dabei erwischt, wie er auf ihr Kräuterbeet gekackt hat, und da hat sie endgültig die Nerven verloren. Sie hat sich gedacht, diesmal kommt ihr nicht mit einer Verwarnung davon. Also hat sie Zauberhonig zubereitet und ihn der ganzen beschissenen Mannschaft gegeben, und da sind die Kerle auf die Knie gefallen und haben sich in Schweine verwandelt, einer wie der andere.«
»Odysseus auch?«
»Hah! Ja, der ist natürlich die größte Sau geworden, verdammt.«
Aphrodite lacht auf. Penelope kippt ihren Whisky.
»Wenn ich sage, die Männer sind Schweine, dann ist das Fakt, hörst du?«
Olympos International Airport.
Aphrodite hatte nicht gewusst, dass Flughäfen so groß sind. Irgendwo muss doch das Gate für den Flug zum Hades sein. Sie zieht den rosafarbenen Koffer hinter sich her und fühlt sich zum ersten Mal in ihrem ganzen Dasein klein. So ein Mist, denkt sie, als sie sich umsieht.
Doch dann, welch herrliche Erleichterung: Dort drüben gehen Menschen, die wie Selbstmörder aussehen. Und am Gate steht der richtige Name! HEL! Aphrodite ist so begeistert, dass sie nicht weiterliest. Sie eilt den Selbstmördern nach und steigt zufrieden in den Flieger.
Am Ziel angekommen laufen sie durch einen langen, langen Gang. Draußen vor den Fenstern fällt Schneeregen, alles ist sehr grau. Die Menschen streben still, aber entschlossen auf ihr Ziel zu. Genau so hat Aphrodite sich diesen Ort immer vorgestellt. Oder, na ja, vielleicht nicht ganz so schlimm, aber immerhin.
Sie fragt die Leute, ob sie einen gewissen Adonis gesehen haben. Niemand antwortet ihr, obwohl sie ihr freundlichstes Lächeln aufsetzt. Vielleicht kennen sie Adonis nicht, weil sie gerade erst im Reich des Todes angekommen sind.
Zum Glück entdeckt sie einen Infoschalter!
Unterdessen in Afghanistan.
Adrasteia, die von ihrer Mutter Nemesis genannt und von ihrem Vater meist mit no-no-no-no-no angesprochen wird, lässt Phobos und Deimos in ihrem Zelt aufwachsen. Doch nach ihrer Rückkehr von einem Feldzug stellt sie fest, dass die Zwillinge verschwunden sind. Vielleicht hat eine Hyäne sie geholt. Oder sie sind in die Wüste gekrabbelt und im Sand versunken. Sie streicht sich die Haare aus der Stirn und zieht eine enttäuschte Miene. Nächstes Mal wird sie sich etwas größere Maskottchen zulegen.