Prolog
Wer täglich mit dem Tod umgeht, dem stehen zwei Wege offen. Entweder wird es zur Routine, und man läuft Gefahr, aus nichtigen Gründen zu töten und seine Seele zu verlieren – denn wenn ein Leben, das man raubt, nichts wert ist, ist das eigene auch nichts wert.
Oder man wird sich umso bewusster, wie kostbar das Leben ist, und man zögert umso mehr, ein Leben zu beenden, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Auf diese Weise läuft man zwar Gefahr, selbst das Leben zu verlieren – doch man kann auch als Lebender tot sein und umgekehrt –, nicht aber die Seele.
Soldaten kommen damit zurecht, indem sie sich innerlich spalten. Sie sind ein Mann, wenn sie töten, ein anderer daheim, und der Mann, der sein Kind auf den Knien schaukelt, hat nichts mit dem Mann zu tun, der dem Feind mit dem Stiefel die Kehle zertrat. Zumindest sagt er sich das, manchmal mit Erfolg.
Doch ein Mensch wird gezeichnet, wenn er tötet. Ganz gleich, warum es geschieht.
Es ist ein Brandzeichen auf dem Herzen, und es mag zwar verheilen, doch entfernen lässt es sich nicht, es sei denn, durch das Schwert. Das Einzige, worauf man hoffen kann, ist eine glattere Narbe.