Stifter, Adalbert: Die drei Schmiede ihres Schicksals Ist das, was die beiden jungen Männer Erwin und Leander - beide reich, beide Waisenkinder und jeweils von einem "tyrannischen Vormunde" erzogen - sich vorgenommen haben, heute noch aktuell? Sie sind geschult worden im Geist der Antike und der Klassiker, gestählt wie die Spartaner, dem weiblichen Geschlecht ganz abhold. Im Geiste der Stoa beschließen sie, "Schmiede ihres Schicksals zu werden, nämlich sich von allem unabhängig zu machen, was zufällig sei" . Sie fallen durch ihre Weltfremdheit, aber auch durch ihre sportliche Härte auf, mit dem Unglück anderer zeigen sie kein Mitgefühl. Leander verlässt allerdings nach einigen Jahren den Zweierbund und muss eine Reise durch Europa antreten, "dass er Weltbildung bekomme" . Erwin, der nach dem Tod seines Vormunds sein Erbe antritt, erweist sich als pedantischer, genau planender Verwalter seiner Güter - mit Erfolg. Als er im Begriff steht, nach Texas auszuwandern und hofft, Leander zum Mitkommen zu bewegen, erhält er von diesem die Nachricht, dass er heiraten werde und sehr glücklich sei, Erwin solle auf jeden Fall zur Hochzeit kommen. Dieser empfindet zum ersten Mal einen solchen "Schmerz" und "Verdruss" , dass er ihn mit seiner stoischen Haltung kaum bezwingen kann, fährt aber zur Hochzeit. Leander begrüßt ihn herzlich, schämt sich aber auch ein wenig des Freundes, der immer noch in seinem grauen Rock herumläuft. In der Nacht passiert es, dass sich ein schönes Mädchen, Rosalie Fargas, schlafwandelnd in Erwins Zimmer verirrt. Sie wacht auf, als sich der verschreckte Erwin davonstehlen will und ist zutiefst beschämt. Erwin tut einen kühnen Sprung in ihr gegenüber liegendes Fenster, schließt von innen auf und lässt sie zu ihrer Erleichterung wieder in ihr Zimmer hinein. Aber am nächsten Tag plaudert der törichte Haushofmeister aus, ein weißes Gespenst aus Erwins Zimmer kommend gesehen zu haben. Erwin spürt, dass man ein amouröses Abenteuer vermutet und gerät außer sich vor Zorn.... Stifter lässt in dieser humorvollen, feinen Satire, die übersichtlich wie ein Experiment angeordnet ist, keinen Zweifel an der "Albernheit" Erwins, ganz und gar Schmied seines Schicksals sein zu können, und die Lehre lautet, "dass es einen Zufall gibt, und dass wir nur weise sind, wenn wir ihn beherrschen." . Nicht zu übersehen, dass von d r e i Schmieden des Schicksals die Rede ist, der dritte dürfte Rosalie sein, für die sich der peinliche Zufall auffällig zu ihren Gunsten entwickelt, sie, "die Unvermählbare betete ihren Gatten an", aber gleichzeitig "flüsterten die bösen Zungen, dass nämlich Erwin ein ganz klein wenig unter dem Pantoffel stehe." . Zurück zur eingangs gestellten Frage: Ja - mir scheint der geschilderte Zustand trotz der zeitbedingten Art der Verschrobenheit der beiden Helden durchaus noch charakteristisch für eine Entwicklungsphase bei Jungen oder jungen Männern zu sein, bevor sie nämlich die Sicherheit gewährende Nähe ihrer Kumpane zugunsten einer Öffnung hin zum anderen Geschlecht aufgeben. Nicht nur schildert Stifter die Absonderlichkeit eines solchen Schutzverhaltens, sondern ebenso die tiefen emotionalen Erschütterungen, die mit der Verteidigung und schließlich der Aufgabe eines solchen Verhaltens verbunden sind. Erzählungen - Die drei Schmiede ihres Schicksals - Hagelwetter - Ein Gang durch die Katakomben - Die Sonnenfinsternis am 8. Juli 1842 - Der Waldsteig - Der Kuss von Sentze - Mein Leben - Anekdoten über Stifter<

Man darf in Stifters "Mappe meines Urgroßvaters" sein "Lebensbuch" sehen -. ein Werk, das ihn fast sein ganzes Leben begleitet. Hier erreichte Stifters Stil eine höchste Sublimierung, eine "Einfachheit der Antike" wie im "Nachsommer", aber ohne auf romantische Elemente zu verzichten. Zuerst novellistisch geplant und in einzelnen Stücken 1841 und 1842 veröffentlicht, in einer zweiten Fassung in den "Studien" publiziert, wuchs "Die Mappe meines Urgroßvaters" mehr und mehr an, bis sie noch wenige Wochen vor dem Tod des Dichters eine letzte, unvollendete Fassung erhielt. Er erzählt in den acht Geschichten seiner "Mappe" vom Leben des Landarztes Augustin, eines Mannes von einfacher Herkunft und edler Gesinnung, und verknüpft diesen Bericht kühn mit der Geschichte eines gräflichen Geschlechts leidenschaftlicher Männer, das erst mit dem letzten Nachkommen zur Ruhe, zum Dienst an den Mitmenschen und zu neuer Verwurzelung in der einstigen Heimat gelangt. Die eigentliche Handlung dieser Erzählung ist für Stifter jedoch weniger wichtig als die Art, in der die Protagonisten ihr Schicksal meistern. Es geht ihm darum, in diesem Werk "die Einfachheit, Größe und Güte der menschlichen Seele in lauter gewöhnlichen Begebenheiten und Verhältnissen" zu schildern.<

Adalbert Stifter: Die Narrenburg Sich-Einschreiben in die Geschichte, genauer: in die genealogische Geschichte einer Familie. Aber nicht, durchs Leben und Sterben, Werden, Treiben und Vergehen in aller Selbstverständlichkeit. Sondern, Buch führend und Vorgeschichten lesend: buchstäblich. Dies ist, in seiner Buchstäblichkeit, eine Verdopplung; und diese Verdopplung ein Unglück. Ja, mehr als das: eine Belastung, ein Fluch. Die Inschrift, als Verdopplung des Lebens, die Lektüre der Genealogie in aller Ausführlichkeit: eine Narrheit, die der Burg (als Welt) der Scharnasts den Namen gibt: die Narrenburg. Es beginnt, sehr ungewöhnlich, nicht mit einem installativen Stifterschen Natureingang, sondern mit einem geradezu Kleistschen ersten Satz: "Hans von Scharnast hatte ein lächerliches Fideikommiß gestiftet." Es geht um Erbe und Recht, verknüpft durch den Eid, mit dem man sich verpflichtet. Zum Lesen wie zum Schreiben. (Aber im Eid bindet das "Ich" sich an ein "Es", das im Moment der Verpflichtung immer unabsehbar bleibt. Hier: Als Vergangenheit, die jede Gegenwart einholt.) Das eigene Leben wird zum Exempel in der genealogischen Reihe der Exempel. Wer die Scharnast-Burg(Welt) erbt, muss ins Arkanum des Roten Steins gehen, muss lesen, was geschrieben steht. Mit dieser Lektüre kommt Bewusstsein in die Welt. Der Stifter Scharnast unterstellt, dass aus den Erzählungen, zu denen die Leben der Vorfahren verfasst sind, Lehren zu ziehen seien. Der Erzähler Stifter sagt ein ums andere Mal: lächerlich. Genauer gesagt: kontraproduktiv. Denn die neuen Besitzer nehmen sich gerade am detailliert überlieferten Irresein der Vorfahren "ordentlich (...) ein Exempel" und tun "so viel verrücktes Zeugs (...), als nur immer in eine Lebensbeschreibung hineingeht". Nicht anders denn als Exempel kann nun die Geschichte, die Stifter erzählt, dienen, als Exempel von einem freilich, der sich von außen nähert, einem, der selbst "lächerlich" genug daherkommt, aber doch neu und anders sich aneignen muss, was ihm gehört – und wohin er gehört. Auftritt er "wie ein wandelndes Kreuz" – und ein leiser christologischer Zug liegt genau darin, dass er sich und sein Geschlecht vom Fluch des Lebens und Schreibens mutmaßlich erlöst. (Aber sterben muss er dafür nicht, was angesichts der Selbsterlösung, um die es zu tun ist, auch kein Wunder ist. Und über die Gewissheit des Heils, das im Ende liegt, muss man diskutieren. "Und so, du glückliches Paar, lebe wohl!" Das ist weniger eine Erlösung als eine Entlassung in die Zukunft. Andererseits: Die Eröffnung einer Zukunft im Einschreibungszwangszusammenhang der Scharnasts ist womöglich genau und gerade der einzige Akt der Erlösung. Es steht von den Scharnasts weiter nichts geschrieben. In Aussicht gestellt wird am Ende nur das Nachholen von Vorgeschichten – eingelöst mit der "Mappe des Urgroßvaters" und dem "Prokopus".) Der Held und womögliche Erlöser seines Geschlechts bleibt lange namenlos – spät erst wird er, im Ausruf der Geliebten, ein Heinrich. Der Übergang in die symbolische Ordnung der Genealogie erfolgt später – und in seltsamer Verkennung: durch Ruprecht, das Gespenst des Schlosses, grau wie das Schloss selbst, als Sixtus, dem er gleich sieht, der er aber nicht ist. Diese verkennende Einschreibung ist vielleicht weniger Kontinuität als Diskontinuität, zerreißt den Zusammenhang von Vergangenheit und Gegenwart, öffnet einen Zeit-Raum des Heils im Unheilszusammenhang. In diesem Zeitraum siedelt sich – wenn das geht – auch Stifters eigenes Erzählen an. "Allein der Zweck der vorliegenden Blätter führt uns aus dieser harmlosen Gegenwart, die wir mit Vorliebe beschrieben haben, einer dunklen schwermütigen Vergangenheit entgegen, die uns hie und da von einer zerrissenen Sage oder einem stummen Mauerstücke erzählt wird, denen wir es wieder nur ebenso dunkel und mangelhaft nacherzählen können." Eingeleitet wird damit jedoch nicht eigentlich ein Rückblende, sondern nur der Besuch des Schlosses. Die Vergangenheit wird nacherzählt zunächst nur als in die Gegenwart als Ruine ihrer selbst eingeschriebene. Das Mauerstück zeugt, zerrissen und stumm, aber zur Erzählung – und damit zur Verlebendigung – auffordernd, vom Vergangenen. Dies aber wird nicht vom Erzähler verlebendigend vor Augen gestellt, sondern nur – dazu gleich mehr – als Präsentation eines Schriftstücks, Heinrich und zugleich dem Leser zur Lektüre gegeben. (Es gibt den Gegen-Raum dazu, nämlich den grünen Bildersaal. Die Bilder, überlebensgroß und großer Meister Werk, stehen, Vergangenheit in Fülle und Ganzheit bezeugend, gegen die Schrift und gegen den Stein als Ruine.) Ruprecht aber, der verrückte Vermittler von Gegenwart und Vergangenheit, ist wie Gregor im "Hochwald" eine Übergangsfigur; metonymische Verkörperung von Stein und – hier nicht Gebein, sondern: Schrift. Aber Schrift – und zwar: im Stein, eingelassen in den roten Stein – ist hier das Gebein, das bleibt, verbürgend und belastend. Gerade darum aber ist Ruprecht auch eine zutiefst unheimliche Figur, ein a-sozialer Abgrund an "Verrückung" – nämlich "jener Gesetze, auf deren Dasein im Haupte jedes andern man mit Zuversicht baut, als des einzigen, was er untrüglich mit uns gemein hat". (Was auch heißt: Heinrich teilt den Wahnsinn nicht, anders als, könnte man sagen, die in den Wald als Gregors Welt ihr Leben einräumenden Figuren des "Hochwald"). Und der Stein ist natürlich das Schloss, die Burg als Welt für sich. Als Scharnast-Welt, in die jeder sich einträgt mit einem eigenen Bau und eigenen Garten, eigenen Pflanzen und eigenen Häusern, "eine Sammlung von Schlössern, eine halbe Stadt von Schlössern". Eine genealogische Welt in vollständiger Un-Ordnung. Jeder richtet sich ein im eigenen Haus, fügt an im fremden Stil. Die "Narrenburg" ist, mit einem Wort: das Fremdeste. Christoph, der letzte Graf, ist in Afrika gestorben. Jodokus bringt aus Inden sich Chelion die Frau und mit ihr das Unglück mit, das seine und das ihre.<

Adalbert Stifter: Feldblumen "Feldblumen": eine Hausbaufantasie. Verwirklichung einer häuslichen Einbildung: "Dort bau ich zwei, drei Landhäuser fast altgriechisch einfach." In der Hausfantasie gipfelt eine vorausgehende Wohnungsfantasie. Einrichtung der Welt mit sehr genauen Vorstellungen: ein Fenster mit Blick, ein Garten (wenn nicht gar ein "Garten ins Unendliche"), Gemälde an der Wand, die Staffelei im Zimmer, "Vater Goethe" bei Bedarf zur Hand. Und das astronomische Gerät für die Einräumung von Unendlichkeit in der so scharf umgrenzten Lebenswelt, die es zu schaffen gilt. Das wichtigste freilich ist die Frau fürs Haus und von der Suche nach ihr erzählen, im spätromantischen Modus, die "Feldblumen". Spätromantisch heißt hier – in einer Mixtur aus Jean Paul und E.T.A. Hoffmann – mit allerlei Doppelgänger- und Spiegel-Hokuspokus. Die Begegnung mit einer unbekannten Schönen, aus der später die herrliche Angela wird – die in genealogischer Wahrheit allerdings eine Alexandra ist -, findet im Paradiesgarten statt, und im Spiegel. Da sitzt Lacan im Gebüsch und feixt. Der Spiegel nämlich macht sie ganz, die Frau, die Liebe zu ihr, im Imaginären. Die Erzählung bewegt sich, könnte man auch sagen, von solchen Imaginationen (ein Nabob kommt noch dazu, aus eher heiterem Himmel), hin zum Haus. Die Frau, Angela ist ein strenger Engel, von Bildung und im Grunde sehr emanzipiert. Ästhetik und Geschlechterpolitik gehen in eins: Die Zeit der Frau, die stickt, ist vergeudet, da sie zur gleichen Zeit doch denken könnte und schaffen. Stattdessen das Sticken, "dieses langsame tote Nachstechen von Form in Form". Zuletzt freilich sagt sich Angela von allem - hier russisch konnotierten - Exotismus los und erweist sich zuletzt als häusliches Musterbeispiel ihres Geschlechts, indem sie das Griechische sowie die Verweigerung des Tanzes mit dem Nützlichen zu verbinden versteht: "Sie kann also doch auch kochen – O Titus!" "O Titus!" Das ganze ist eine Serie von Briefen eines Albrecht an einen Titus, als Tagebuch in jener Sprache verfasst, in der Herz zu Herz spricht. Das Briefformat erscheint als melodramatische Stimmungsschwankungsdarstellungsermöglichungsform. Albrecht ist, von unerfüllten Imaginationen geplagt, der reine Wankelmut. Auf der Suche nach der Bewegungsform Erfüllung; das fulminant gezeichnete Bewegungstableau des Tanzes: "Ich sah durch die Türen in alle Zimmer zurück, die ich durchwandelt hatte, und lud meinen armen Augen die Last aller Bilder derselben auf: den fernen, schwarzen Grund der Männer im Tafelzimmer, undeutlich, wogend und im Lichterrauche schwimmend – auf diesem Grunde gedreht, gewirbelt, gejagt der weiße Kranz der Galoppe, seinerseits wieder zerschnitten durch die stehenden Gestalten und Gruppen im nächsten Zimmer herwärts – durch die wieder manche ganz im Vordergrund wandelnde Gestalt bald eine schwarze, bald eine weiße Linie zog – und auf diesen Wust von Bildern und Farben, noch dazu wankend und wallend in einem betäubenden Lichterglanze, zeichnete sich ihre Gestalt, die einzige ruhige, wie in die wimmelnde, zitternde Luft eine liebliche, feste Fata Morgana." Dieser Szene wäre das Gesetz der Erzählung abzulesen; vertrackt natürlich in der Aufgipfelung zur "Fata Morgana" als Fee ja nun gerade der Unwirklichkeit in der Wirklichkeit der wankenden und wallenden Nahwelt. In der Anwendung auf die im einzelnen oft richtungslos von Blume zu Blume wankende, wenn nicht wallende Erzählung, hielte die Angela-Fantasie das dann morganenhaft alles zusammen. (Im Imaginären eben.) Daneben aber haufenweise andere Frauen, Paare, Imaginationen, Seen, Maler und eben, Kapitelchen für Kapitelchen, als Titel Blumen, aus zweiter Hand, genauer gesagt: aus der Hand Jean Pauls. Als Halt und Sicherung werden, imaginiert, immer wieder die Griechen ins Feld geführt (auch Angela kann Griechisch), als Name und Marmorbild, bis zur letztlichen nicht re-, sondern eben institutio in integrum: "Die Staffelei, die Tropenpflanzen, die Bilder, die Statuen, die grauen Vorhänge, die Geräte, das Fernrohr (aber es ist ein Plößl), alles, alles ist da." Alles heim ins Heim, das glückliche Ende einer Hausbaufantasie. Fata Morgana in Kochschürze inklusive.<

Adalbert Stifter: Prokopus Eine Rauminstallation. Das Schichten der Geschichte, nicht die Verknüpfung der Narratio. Schlicht bewegungsfeindliches Erzählen, Stillstellen und, als Fortgang, ein Ausgehenlassen. Drei Teile, bei weitem der umfangreichste ist der der „installatio“, ein Stellen der Dinge an ihren Ort. Stifter eröffnet mit der Differenz von ortsflüchtiger, ortsuchender Bewegung – der Hochzeitszug - und einem Am-Ort-Sein, das seine Richtigkeit hat. Der Weg und der Platz, das Ziehen und das Sein. Das Gasthaus der grünen Fichtau. Ein großes Plateau, auf dem Hunderte Platz finden. Es ist leer, es füllt sich, es leert sich. Ein Schauplatz, und der Erzähler richtet ihn ein. Kein Detail der Kleidung, keine Handlung im Kleinen bleibt unbeschrieben. Die Installation ist als Schichtung verlängerbar in Vergangenheit und Zukunft, daher der Ort des Erzählers an einer Stelle, die vor allem Überblick verschafft, bis ins winzigste Detail. Atemberaubend wird es, wenn er, mit der Sorgfalt eines großen Liebenden, seine Menschen am rechten Ort in der rechten Zeit zur Ruhe bettet und kein Haar an ihrem Kopfe unerzählt lässt. Zum Unglück verurteilt, wie von vornherein, das Paar, das zieht, von hier nach da. An den falschen Ort vor allem, der keinen Überblick gewährt. Ein nebelverhangener Schauplatz voller künstlicher Einrichtungen, "wir schweben ja mit dem Berge nur in der Luft und rings um uns ist nichts". Was an der grünen Fichtau nach Maßgabe der Natur seinen Platz gefunden hat, muss in der Burg Rothenstein als artifizielle Maßnahme behauptet werden und bleibt deshalb kraftlos und verhängnisoffen. So die Tradition behauptende Reihe der Gemälde, in der Prokopus seinen Halt und seine Dauer nicht finden wird. Er fällt aus der Reihe, als alter Mann. Mit einem einfachen Satz verhängt der Erzähler sein Urteil: "Das versprochene Glück ist nicht gekommen." So einfach ist das und kein Drama. Der Lauf der Dinge führt, qua Lauf, könnte man sagen, als Vergessen des Einrichtens, ins Unglück. Stifter entwirft die Anti-Novelle. Keine Aufgipfelung und Zuspitzung zum unerhörten Ereignis, sondern ein Ausmalen des Seins auf dem Plateau. Dagegen steht die Einmauerung im Turm, der Blick in die Sterne, die Einbettung in einen Zusammenhang, der kein menschlicher ist: die Äolsharfe, Musik des Windes, ein Verlust des Menschlichen an die Natur, die sich nicht schert. Der Fortgang mit wenigen Worten: "Es ist nicht mehr viel zu sagen." Die Lebensbeschreibung des Grafen bleibt unvollendet, ein Kreuz, ein abruptes Ende, mehr nicht. Ein Fortschreiben, wieder aus der Perspektive der Generation. Der ungeratene Sohn rafft das Schloss an sich. Nur die grüne Fichtau (grün/rot, Farbsymbolik der Differenz zwischen installierter Natur und nicht auszuhaltender Verbindung von Künstlichkeit und Rückfall an die blanke, blinde, zeit- und maßlose, nicht mehr installierbare Natur) hat eine Generationenperspektive, "Geschlechter um Geschlechter": "Es wohnt die Lust, die Gehäbigkeit und die Freude um dieses Haus."<

Auch andere Veraenderungen begannen auf der Haide. Es kamen einmal viele Herren und vermassen ein Stueck Haideland, das seit Menschengedenken keines Herrn Eigenthum gewesen war, und es kam ein alter Bauersmann, und zimmerte mit vielen Soehnen und Leuten ein Haus darauf, und fing an, den vermessenen Fleck urbar zu machen. Er hatte fremdes Korn gebracht, das auf dem Haideboden gut anschlug, und im naechsten Jahre wogte ein gruener Aehrenwald zunaechst an Vater Niklas Besitzungen, wo noch im vorigen Fruehlinge nur Schlehen und Liebfrauenschuh geblueht hatten. Der alte Bauer war ein freundlicher Mann, ein Mann vieler Kenntnisse, und teilte gerne seinen Rath und sein Wissen und seine Huelfe an die fruehern Haidebewohner, und hielt gute Nachbarschaft mit Vater Niklas. Sie fuhren nun Beide gar in die Stadt, verkauften dort ihr Getreide weit besser, und am Getreidemarkt im goldenen Rosse waren die Haidebauern wohl gekannt und wohlgelitten.<

Der Hochwald ist eine Geschichte von überwältigender Menschlichkeit und Naturliebe, die in der Zeit der Schwedenkriege handelt und die Liebe zweier Schwestern zueinander nachzeichnet. In poetischen Bildern beschreibt der südböhmische Dichter Adalbert Stifter (18051868) seine Heimat, das Städtchen Friedberg und seine Umgebung. Er erzählt von der sanften Annäherung an den Zauber des Waldes, er spricht von erwachender Leidenschaft, und vor der Farbenpracht der Wälder träumt er den Doppeltraum von Jugend und erster Liebe. Doch der Harmonie der inneren und äußeren Landschaft tritt die Härte des Krieges schroff gegenüber. Klappentext »Ein Gefühl der tiefsten Einsamkeit überkam mich jedesmal unbesieglich, sooft und. gern ich zu dem märchenhaften See hinaufstieg. Ein gespanntes Tuch ohne eine einzige Falte liegt er weich zwischen dem harten Geklippe, gesäumt von einem dichten Fichtenbande, dunkel und ernst, daraus manch einzelner Urstamm den ästelosen Schaft emporstreckt, wie eine einzelne altertümliche Säule ... « Libre: Der Hochwald, Stifters Heimat, gibt den Rahmen für diese Erzählung, die wunderbare Naturschilderungen enthält, ab. Ins Märchenhafte verklärt und von den geschichtlichen Tatsachen abweichend wird die Geschichte vom Untergang der Burg Wittinghausen im Dreissigjährigen Krieg und der Liebe zweier Töchter zueinander erzählt. Gemeinsam ertragen sie das schwere Schicksal der älteren Tochter, deren Geliebter bei dem Versuch, die Burg zu retten, auf tragische Weise ums Leben. kommt.<

Adalbert Stifter constituye un fenómeno singular: considerado un clásico en todos los cánones y libros de texto escolares, apenas es leído; si algunos lo veneran y otros lo rechazan, la mayoría lo hace por razones equivocadas. No debe sorprender que, por debajo de la asténica recepción oficial, fluya una comprensión más subterránea de herederos vigorosos; sus admiradores son casi la lista de los grandes nombres de la literatura en alemán: Nietzsche, Hofmannsthal, Kafka, Rilke, Hesse, Walter Benjamin o Thomas Mann, que hallaba en Stifter a «uno de los narradores más singulares, enigmáticos, secretamente audaces y extrañamente cautivadores de la literatura mundial». Brigitta (publicado originalmente en 1844) está considerado «uno de los relatos más bellos en lengua alemana» y es también uno de los más ricos y alusivo.<

Stifters dreizehnte Erzählung entstand Ende 1844 und wurde erstmals in dem Almanach ›Iris. Taschenbuch für das Jahr 1845‹ abgedruckt. Thema der Geschichte ist die Erkenntnis eines alten einsamen Mannes, dass ein Junggesellen-Dasein nicht erstrebenswert ist. Indem er seinem jungen Neffen seine eigene Liebes- und Lebensgeschichte erzählt, die auch das Geheimnis um dessen Pflegemutter Ludmilla enthüllt, weist er ihn auf eine glücklichere Lebensbahn. Die berühmte Erziehungsnovelle trägt die schmerzlichen Züge der Biographie Stifters, der seine Kinderlosigkeit als dramatische Entbehrung erfahren hat.<

Schwestern, ob zänkisch und miteinander konkurrierend oder harmonisch einander zugetan – es handelt sich um eine spannungsreiche, lebenslange Beziehung. Ihr gehen die Autorinnen und Autoren hier auf den Grund – den Realitäten wie den Bildern und Mythen, die in Literatur, Film und Kunst vermittelt werden. Sichtbar wird eine Vielzahl kulturell vermittelter Beziehungsmuster, die das Zusammenleben von Frauen wie auch Männern lebenslang prägen. Mit Beiträgen u. a. von Andrea Bartl, Birgit M. Hack, Peter Kaiser, Susanne Knackmuss, Renate Liebold, Claudia Liebrand, Bettina Mielke, Gertrud Maria Rösch, Corinna Onnen- Isemann und Elisabeth Schlemmer.<

Die hübsche Ashley und ihr eifersüchtiger Freund Ross verbringen die Sommerferien im kleinen Strandbad Dunehampton. Gemeinsam mit Lucy und Kip genießen sie unbeschwert die Sonne und das Meer. Genauso, wie über dreißig Jahre vorher die Teenager Maria, Amy, Ronnie und Stuart. Doch in dem Sommer des Jahres 1956 geschah etwas Furchtbares, das seinen Schatten auf die Gegenwart wirft. Was geschah damals in jenem Strandhaus, in dem der seltsame Junge Buddy wohnte? Jetzt ist das Haus verlassen und verfällt immer mehr, und die alten Geschichten und Gerüchte geraten langsam in Vergessenheit.

Da sind plötzlich Lucy und Kip verschwunden. Ist der Horror nach Dunehampton zurückgekehrt? Für Ashley beginnt die gefährliche Suche nach dem düsteren Geheimnis des alten Hauses …

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Zed hat schon viel Schlimmes in seinem Leben mitbekommen. Er ist ein Savant und kann in die Zukunft sehen. Vor allem unterstützt er seine Familie mittels seiner Fähigkeiten dabei, Verbrechen zu verhindern, Kriminalfälle zu lösen und die Schuldigen ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Doch die Auseinandersetzung mit dem Bösen kostet Zed viel Kraft. Beinahe ist er versucht, alles hinzuschmeißen. Seine Verletztheit versteckt er hinter einer harten Schale. Eine harte Schale, die nur eine knacken kann: Sky, Zeds Seelenspiegel.

Diese Kurzgeschichte fügt dem Roman ›Finding Sky‹ eine weitere Dimension hinzu. Erzählt wird die Biografie von Zed und wie er zu dem Savant wurde, der er am Anfang von ›Finding Sky‹ ist.

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